Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Von der alten und neuen Schule. 
richtes ist? Wenn man sieht, wie Jahrhunderte einzig und 
allein die Kirche Schulen gründet und der Staat dabei zusieht, 
wie kann man behaupten, die Kirche sei eine Gegnerin der— 
selben? Wenn z. B. an manchen Lehrbüchern in früherer Zeit 
etwas auszustellen war, so möge man nicht vergessen, daß der 
Staat den Schulbücherverlag hatte und daß der Staat auf 
den Inhalt ebenfalls seinen Einfluß ausgeübt hat.)) Man könnte 
der Kirche nur dann einen gerechten Vorwurf machen, wenn 
sie für Verbesserungen unzugänglich gewesen wäre. Wie gesagt, 
hat die Kirche sich nicht ablehnend verhalten. Die erste Fibel 
für den Schreiblese- und Anschauungsunterricht, die ich kennen 
lernte, war eine katholische Fibel. Die Neuschule zehrt 
nur von der alten Schule, was Lese-, Schreiblese-, 
Rechenmethode und Anschauungsunterricht be 
trifft. Die Neuschule ist ohne vorhergehende alte 
Schule gar nicht denkbar, was sie brauchbares in 
der Methode hat, hat sie von der alten übernommen. 
Schließlich noch ein Wort. Die Kirche verhält sich nicht 
ablehnend gegen jene Erfolge in der Wissenschaft und Kunst, 
welche außer der Kirche erxrungen worden sind. 
Die Kirche verhält sich nur ablehnend gegen den Irrtum. Der 
Irrtum ist aber keine Wissenschaft, weil nur das auf den Namen 
der Wissenschaft Anspruch erheben kann, was wahr ist. Um 
nur ein Beispiel anzuführen, verweise ich auf den berühmtesten 
heidnischen Philosophen, auf Aristoteles. Der heilige 
Thomas von Aquin hat dessen Philosophie, soweit sie mit 
der Wahrheit im Einklange besteht, bei seinem größten philo— 
sophisch-theologischen Werke, bei der Summa, der Darstellung 
der katholischen Wahrheit, in ausgedehntester Weise benutzt, 
indem er sich sehr oft und oft auf Aristoteles beruft. 
Möchten die „freisinnigen“ Lehrer der Neuschule dieses 
Beispiel nachahmen und die Wahrheit dort nehmen, wo sie 
sich findet. Möchten sie nicht einseitig nur kirchenfeindliche 
Werke lesen und darum in ihren Bezirksbibliotheken auch 
katholische Schriftsteller aufnehmen.“) Eine deutsche 
Geschichte von Johann Janssen z. B. eine Weltgeschichte 
von Weiß, um nur ein paar Geschichtswerke zu nennen 
und von anderen Fächern zu schweigen, sollte in jeder Bezirks— 
) Daß die jetzigen Lehrbücher nicht tadellos sind, beweist der Um— 
stand, daß Wiener Lehrer andere einführen wollen. 
N.Vielleicht würden sie dann auch die katholischen Schulmänner, 
z. B. einen B. Overberg, einen Dr. L. Kellner kennen und schätzen 
lernen, nicht bloß protestantische. Ein Armutszeugnis ist es für „katho— 
lische“ Lehrer, wenn sie nur von Comenius und Pestalozzi wissen. 
Der protestantische Lehrer dürfte den Herren doch ein leuchtendes Beispiel 
sein. Wo ist ein protestantischer Lehrer, der für den katholischen Schul— 
mann Kellnerschwärmt, von seinen protestantischen Schulmännern schweigt.
	        
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