Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

108 Johann Evangelist Haberts einfacher Lebenslauf. 
kirche aufgestellte Orgel, die er daher mit Vorliebe spielte und 
an der er auch seine Orgelschüler unterrichtete Immerhin war 
die Kirchenmusik unter seiner Leitung eine der besten des Landes. 
Seine Haupttätigkeit entfaltete Habert durch den Unterricht. 
Der Lehrer steckte so in dem Musiker, daß Habert, der nach 
der Gründung der Musikvereinsschule auch Leiter derselben 
war, nicht nur zahllose Lektionen in Gesang, Klavier, Orgel, 
Violine, Klarinett und anderen Instrumenten sowie in Harmonie— 
lehre gab, sondern im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von 
Lehrbuͤchern schrieb, die zum Teile erst nach seinem Tode im 
Drucke erschienen: Eine Chorgesangschule, eine größere und eine 
kleinere Orgelschule, ein ABC-Büchlein für angehende Orgel— 
spieler, eine umfangreiche Klavierschuse und vier Bände 
Kompositionslehre. Dem Schulbedürfnisse waren auch vielfach 
seine Klavier- und Orgelkompositionen entsprungen, während 
seine Streichquartette, Orchesterwerke, Zitherstücke und weltlichen 
Gesänge entweder aus dem praktischen Musikleben heraus— 
wuchsen oder aus der geistigen Lebhaftigkeit Haberts zu er— 
klären sind. Direkt Herzenssache waren ihm seine vielen Kirchen— 
kompositionen, sei es mit, sei es ohne Instrumentalbegleitung. 
Zur Harmonisierung deutscher Kirchenlieder ermunterte 
ihn der oberösterreichische Diözesan-Cäcilienverein, dessen jährliche 
Produktionen er oftmals zu leiten hatte, wenn sie auch an ver— 
schiedenen Orten stattfanden. 
Größere Reisen hat Habert nur wenig gemacht. Als er im 
Jahre 1866 bei einer Preiskonkurrenz in Belgien für eine 
Meßkomposition den dritten Preis erhielt, wurde er zur 
feierlichen Preisverteilung eingeladen. Er ließ sich aber den 
Preis schicken und verwendete dann die 250 Franks, die er 
außer einer Medaille bekam, zugunsten frommer Zwecke, wie 
er vorher beschlossen hatte. Im Jahre 1872 erhielt er ein 
Regierungsstipendium zu einem zweimonatlichen Studien— 
aufenthalte in Wien. Bei dieser Gelegenheit führte der kaiserliche 
Hofkapellmeister Herbeck die Preismesse in der Hofkapelle auf. 
Auch später kam Habert manchmal nach Wien, serner besuchte 
er Prag, einige Stifte in Oesterreich, etliche Male Salzburg, 
auch München und viermal das Stift Einsiedeln in der Schweiz, 
wobei er auch in Vorarlberg Aufenthalt nahm. In Einsiedeln 
führte man nämlich seine Kirchenkompositionen mit Vorliebe 
auf und lud ihn immer wieder ein zu kommen. Einmal war 
ein Einsiedler Benediktiner durch mehrere Monate als Schüler 
Haberts in Gmunden. 
Es ließe sich vieles sagen über die Aufführung Habertscher 
Werke oder den Gebrauch seiner Lehrbücher im In- und Aus— 
lande, über seine Beziehungen zu hervorragenden Musikern, 
über seine Stellungnahme zu den kirchlichen Musikverordnungen,
	        
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