Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Von der alten und neuen Schule. 
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ihrer Sprachen, ihrer Sitten, ihrer Kultur verdanken, wie sie 
ihre Sendung ausführen unter allen möglichen Hindernissen, 
wie sie ihr Blut und Leben opfern — und dann fragen wir 
ruhig einen „freisinnigen“ Lehrer: „Lieber Freund! Wo sind 
die Bibliotheken, in welchen die wissenschaftlichen Errungen— 
schaften der Neuschule aufgehäuft sind, wo sind die Werke, die 
von euch herstammen, wo sind die Werke der Kunst, die von 
euch stammen, wer von euch ist zu den wilden Völkern gegangen 
und hat dort Lehre, Kunst, Gewerbe, Ackerbau bekanntgemacht? 
Vergleicht doch euer Wirken mit dem nahezu 2000jährigen 
Wirken der Kirche und ihr werdet bekennen müssen, die Kirche 
steht unvergleichlich groß da.“ Ich werde dann weiter sagen: 
„Lieber Freund! Lese die katholischen Schriftsteller, nicht 
bloß kirchenfeindliche, lasse dich von den Schreiern, die haupt— 
sächlich in großen Städten sitzen und selbst in der katholischen 
Literatur und Kunst so unwissend sind wie neugeborene Kinder, 
nicht bei der Nase herumführen; nimm dir ein Herz, lerne die 
wissenschaftlichen Leistungen deiner Kirche kennen und du wirst 
gleich mir, der ich ein Lehrer der alten Schule bin, eine große 
Verehrung und eine große Liebe zu deiner Kirche gewinnen.“ 
Nun wollen wir noch einen Blick werfen auf die letzte 
Zeit der alten Schule, um zu sehen, ob denn dieselbe jedem 
overnünftigen Fortschritte entgegen war. In den Vierziger-Jahren 
erschienen zuerst die rationellen Rechnungsbücher von Mocnik, 
die noch heute in der Volksschule eingeführt sind. Hat die 
Kirche deren Einführung verhindern wollen? Dazumal traten 
vereinzelt die Versuche mit der Schreiblese-Methode und mit 
der Lautiermethode auf. Letztere wurde in der k. k. Lehrer-Bil— 
dungsanstalt schon anfangs der Fünfziger-Jahre eingeführt. 
Direktor Schiefeneder war ein Priester, der sich warm um diese 
Methode annahm. Hat die Neuschule etwas ähnliches in der 
Methode erfunden wie z. B. die Lautiermethode, den Anschau—⸗ 
ungsunterricht, die Methode des Rechnungsunterrichtes von 
Mocnik? Die Unterrichtszeit für Lehramtskandidaten wurde auf 
vier Jahre verlängert; beweist dieses, daß die Kirche gegen eine 
erweiterte Bildung der Lehrer ist? Es wurden die sogenannten 
oierten Klassen in Realschulen umgewandelt. Vie Linzer 
Oberrealschule wurde 1851 schon gegründet. Hat die Kirche da— 
gegen etwas unternommen? Hat die Kirche die Fortschritte ge— 
hindert, die man an Gymnasien und an Hochschulen damals 
machte? 
Wenn man zugeben muß, daß unter kirchlicher Oberauf— 
sicht und Leitung der Volksschulen die Verbesserung der Lehr⸗ 
methode gefördert, das Unterrichtsziel in den Lehrersemingarien 
und Realschulen erweitert wurde, wie kann man zugleich das 
Gegenteil behaupten, daß die Kirche eine Gegnerin des Unter— 
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