Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Leopold Kupelwies er. 
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Bald, wurde er in einen Kreis geistvoller junger Leute, 
teils Künstler, teils Kunstfreunde, aufgenommen, die sich meist 
in der Wohnung eines aus ihrer Mitte trafeu. Auch Franz 
Schubert, der viel jüngere Moritz von Schwind und andere 
gehörten zu diesem Freundeskreise. Hier blühte reges, geistiges 
Leben, frohe Begeisterung für Kunst und Poesie; es wurde 
musiziert, gezeichnet, gelesen. Auch Ausflüge zu einein gastfreien 
Verwalter in Atzenbruck wurden unternommen und Kupelwieser 
verewigte mit, seinem Pinsel kleine Szenen aus dem dortigen 
geselligen Treiben. Jetzt im Besitze der Stadt, Wien schmücken 
diese Aquarelle das Schubertzimmer des städtischen Museums 
im Rathause. Weitere Fußtouren unternahm Kupelwieser auf 
den Schneeberg, ins Salzburgische, ja sogar nach Dresden, um 
die dortige Gemäldegalerie zu sehen; der Bildhauͤer Reichl be— 
gleitete ihn dorthin. 
Bei der ersten Kunstausstellung, welche zu Wien im 
Jahre 1820 veranstaltet wurde, trat auch Kupelwieser mit 
etlichen vorzüglichen Porträts und einem kleinen Bilde nach 
dem Goethesschen Gedichte „Der Fischer“ in die Oeffentlichkeit 
Um diese Zeit malte er auch ein Altarbild, für Ungarn be— 
stimmt, den hẽiligen Erzengel Michgel darstellend. Eine weitere 
Bestellung war ein Porträt des Kaisers Franz im Toison— 
Ordenskleid in ganzer Figur für ein Hofamt. Die Kaiserin 
Karolina Augusta, welche damals unseren Künstler keunen 
lernte, hatte die Vermittlung beim Kaiser übernommen, daß er 
die Aufnahme des Porträts gestattete. Dasselbe wurde, bevor 
es an den Ort seiner Bestimmung kam, im Rittersaale der 
Hofburg aufgestellt und viel bewundert. In der Folge mußte 
Kupelwieser noch viele Bildnisse des Kaisers nach diesem 
ersten malen. 
Im Jahre 1823 machte ein russischer Edelmann namens 
Beresin dem jungen Künstler den Antrag, mit nach Italien 
zu reisen und für ihn Skizzen zu einem größeren Werke über 
dieses Land zu malen. Kupelwieser selbst hatte sich bereits sehr 
nach Italien gesehnt und ging somit gerne auf den Antrag ein. 
Er nahm Abschied von seiner Braut, einer jugendlichen 
Beamtenstochter mit reichen Gaben des Geistes und Herzens. 
Dürch Steiermark über Klagenfurt, Triest kamen sie nach 
Venedig. Am 21. Jänner 1824 kamen sie in Rom an, wo sie 
sich trennten. 
Damals bildete sich unter den deutschen Künstlern zu Rom 
die in jeder Kunstgeschichte erwähnte Richtung jener, die an 
das christliche Mittelalter anknüpften und von den anderen 
Nazarener genannt wurden, während diese anderen das Schöne 
in der Nachahmung der Antike suchten. Kupelwieser schloß sich 
der ersteren Richtung an. Er kopierte die Bilder Fiesoles in
	        
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