Leopold Kupelwies er.
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weil Franz Schubert, der Liederfürst, ein intimer Freund
Kupelwiesers gewesen war. Eine zahlreiche Volksmenge nahm
an der Feier teil. Aus dem nahe gelegenen Wiener-Neustadt
waren Honoratioren erschienen. Auch der Klerus war mehrfach
vertreten; die Ortsgeistlichkeit hatte sogar in den Predigten
dieses Tages auf die vielen von Kupelwieser gemalten religiösen
Bilder aufmerksam gemacht.
Eine Festschrift unter dem Titel „Gedenkblatt zur Er—
innerung an Leopold Kupelwieser“ war vom Oberlehrer in
Piesting, Andreas Preschinsky, herausgegeben worden, welche
biographische und andere Daten über den Künstler enthält,
besonders aber durch ein Verzeichnis der wichtigsten bekannten
Werke desselben wertvoll ist. Das Verzeichnis umfaßt
158 Nummern. Gegenstand der einzelnen Bilder, Aufbewahrungs—
ort, Besitzer, meist auch Entstehungsjahr sind darin, soviel in
Erfahrung gebracht werden konnte, angegeben, z. B. Nr. 66,
1857, Herz Jesu-Bild, Wien, Universitätskirche. Nicht enthalten
sind in dem Verzeichnisse zahlreiche Porträts, Gewölbeschilder,
Medaillons, Skizzen, Aquarelle ꝛ.—
Die biographischen Angaben der Festschrift sind einem
längeren Originalaufsatze entnommen, welchen eine Tochter
des Künstlers, Fräulein Elisabeth Kupelwieser, in der von
der österreichischen Leo-Gesellschaft herausgegebenen Zeitschrift
„Die Kultur“ (1902, 6. Heft) veröffentlicht hatte und welcher
im Separatabdruck auch am Tage der Denkmal Enthüllung in
Piesting zu haben war. Durch diesen Aufsatz war der Lebens—
gang Kupelwiesers zum ersten Male in weiteren Kreisen bekannt
und auch die Gemeinde Piesting angeregt worden, sich ihres
berühmten Sohnes zu erinnern und ihm das Denkmal
zu setzen.
Welches sind also die hauptsächlichsten Momente in dem
Lebensgange und der künstlerischen Entwicklung des Malers
Kupelwieser? Welche seiner Werke befinden sich in Oberösterreich?
Folgen wir den Darlegungen der Tochter des Künstlers.
Der Vater unseres Malers war Bauleiter beim Baue
des Wiener-Neustädter Schiffahrtskanales und hatte als solcher
wenig Zeit für den Aufenthalt bei den Seinen. Die Mutter
lebte im Hause ihres Schwiegervaters zu Piesting. Später zog
sie sich um dem Gatten näher zu sein, nach Guntramsdorf,
dann nach Wiener-Neustadt. Von da übersiedelten sie nach
Wien, wo der Vater unseres Leopold im Vereine mit seinem
älteren Bruder eine Geschirrfabrik errichtete. Leopold, das dritte
unter fünf Kindern, besuchte nun in Wien eine Privatschule,
machte auch zwei Lateinklassen durch und stand in dieser Zeit
zu Hause mit seinen drei Brüdern unter der Aufsicht
wechselnder Hofmeister.
Hartl, Milde Beiträge.