Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Zurück an die russische Front 
An der russischen Front lernte der Thronfolger Szenen 
der Verwüstung, Zeugen der moskowitischen Barbarei 
kennen. Die Russen hatten sich gerühmt, slawische Brüder 
aus der österreichischen Sklaverei zu befreien: sie bewiesen 
ihnen ihre Sympathien, indem sie ihre Dörfer nieder 
brannten und die Bevölkerung zu Not und Elend ver 
urteilten. Rohe Kosakenhorden hatten die armseligen 
ruthenischen Siedlungen in Asche gelegt. Harmlose arme 
Racker wurden zur höheren Ehre des Zar-Befreiers in 
die Schneewüsten Sibiriens verbannt oder zur Zwangs 
arbeit in die Salzbergwerke verschickt. 
Erzherzog Karls Aufgabe war es, Galizien gegen eine 
neue Verwüstung wie in den Jahren 1914 und 1915 zu 
schützen. Die halbe Welt hatte das heilige Rußland (und 
seine Kriegsgewinner) mit Waffen und Munition ver 
sorgt, um Brussilow zur Eroberung Lembergs und zur 
Aufrollung der Front nördlich der Karpathen zu befähi 
gen. Die Verteidiger des Fleimatbodens waren zahlen 
mäßig weit unterlegen. Die Russen hatten den Wider 
stand in Wolhynien gebrochen, die Bukowina erobert und 
waren über Kolomea vorgedrungen. Karl war eine schwie 
rige Aufgabe übertragen worden. 
Am 5. Juli 1916 traf er in Chodorow, zwischen Lemberg 
und Stryj, ein. Das Schloß des Barons de Vaux war von 
Vandalen gründlich zerstört und ausgeplündert worden. 
Gemälde, Einrichtungen, der Park — alles war ihrem Zer 
störungstrieb zum Opfer gefallen. Nur die Zuckerfabrik 
war einigermaßen verschont geblieben, denn sie hatte 
schon einmal einem russischen Stab als Quartier gedient. 
Erzherzog Karl bezog die Villa des Direktors und ließ 
sich daneben ein Zelt aufstellen, denn er arbeitete gern 
im Freien. Nun war er in eine der bösesten Situationen
	        
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