Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

Dank brillanter Strategie und Taktik wurden Arsiero 
und Asiago genommen. Das erste Ziel der Offensive war 
erreicht. Am fernen Horizont war Venedig zu sehen. Im 
Laufe von vierzehn Tagen war es dem jungen Komman 
danten gelungen, die Italiener aus ihren von der Natur 
begünstigten, in jahrelanger Arbeit hergerichteten, dann 
heldenhaft verteidigten Grenzstellungen zu werfen. Er 
hatte sie tief in ihr eigenes Land verfolgt. Viele Gefan 
gene und große Beute waren in seine Hand gefallen. Vom 
Himmel hoben sich fortwährend neue Brände ab. Die Ita 
liener sprengten ihre Munitionslager in die Luft. Die 
Neutralen hatten nur eine Stimme der Anerkennung für 
Karls Kriegskunst. Selbst die feindliche Presse pries ihn 
und — zitterte. Der „Matin“ schrieb, daß die Offensive 
nach klassischen Grundsätzen vorbereitet worden wäre. 
Diei„Times“ machten ihm ihre Komplimente. „Daily Tele 
graph“ bemerkte, daß die Österreicher und Ungarn auf 
ihre schwere Artillerie besonders stolz sein könnte; darin 
wären sie sogar den Deutschen überlegen. 
Am i. Juni nahm Erzherzog Karl Posina. Bald zeigte es 
sich, daß die Italiener einen großen Gegenangriff im 
Schilde führten. Der Erzherzog hauste jetzt im Pfarrhaus 
neben dem Glockenturm von Forni. Die kleine Stadt hatte 
ihr Aussehen verändert — das Wappen von Savoyen war 
durch den Doppeladler ersetzt, der Hauptplatz nach dem 
Erzherzog Karl benannt worden. 
Später verlegte der Thronfolger sein Quartier nach Posta. 
Wir sehen ihn mit seinem Stabe im Freien frühstücken. 
Ein Caproni fliegt sehr niedrig darüber hinweg. „Eine 
Bombe kommt!“ Alles bittet den Erzherzog, sich zu dek- 
ken, aber er will nicht hören. Endlich folgt er dem Drän 
gen: „Die andern zuerst. Dann werde ich folgen.“ 
Die Macht der italienischen Artillerie war gebrochen. Über 
31,000 Italiener waren gefangen und 500 Geschütze er 
beutet. Nur mehr das Novegnoplateau war . zu nehmen,
	        
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