Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Zweifel war Tankosid ein ehrlicher Mann und aufrich 
tiger Patriot. Und die Überzeugung, eine patriotische 
Pflicht zu erfüllen, rechtfertigte in seinen Augen viele 
seiner schrecklichen Taten.“ 
Diese zwei charakteristischen Serben versuchten im Som 
mer 19 ii die Ermordung des Kaisers Franz Joseph und 
des Erzherzogs Franz Ferdinand. Sie sandten zu diesem 
Zwecke Ziva Jovanovic, einen schwindsüchtigen Jüng 
ling, nach Wien, doch von ihm wurde nichts mehr gehört. 
Am 8. Juni 1912 versuchte Luka Jukic den ungarischen 
Regierungskommissär in Agram, von Cuvaj, zu ermor 
den, er tötete aber dabei nur einen von dessen Unter 
gebenen. Ehe er zu dieser Tat auf gebrochen, war er zu 
einem Essen geladen worden, bei dem man ihm den Ehren 
platz neben Dimitrijevic eingeräumt hatte. Tankosid hatte 
ihn dann in der Handhabung eines Revolvers unterwiesen. 
Im Februar 1914 vereinbarte dieses wackere Paar mit 
einer geheimen bulgarischen Gesellschaft die Ermordung 
König Ferdinands. Im Jahre 1916 sandten sie Leute nach 
Korfu zu einem Anschlag auf das Leben König Kon 
stantins von Griechenland. Veröffentlichungen über ihre 
weiteren Pläne sind unwidersprochen geblieben. 
Als ich zur Zeit der Friedenskonferenz in Paris war, 
sagte König Nikolaus von Montenegro zu mir: „Wissen 
Sie, was mir Herr Pasic sagte, als er mir den offiziellen 
Dank für die Errettung seines Landes während des Krie 
ges überbrachte? Oh, er war sehr höflich. Er sagte mir in 
der natürlichsten Weise der Welt, ich dürfte nicht böse 
sein, daß man versucht hatte, meinen Palast in die Luft 
zu sprengen, denn der Mord wäre jetzt als ein Mittel 
praktischer Politik anerkannt worden.“ — „Und was 
haben Eure Majestät geantwortet?“ fragte ich. Lachend 
erwiderte der König: „Nun, ich sagte ihm, er könnte 
schwerlich erwarten, daß ich dem zustimmte.“ 
Pasic war zur Zeit der Sarajevoer Mordtat serbischer
	        
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