Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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hören, ließen sich nicht gewinnen. Befehle kamen aus 
Lausanne, um die Zusammenhänge zu verschleiern, aber 
die Schnüre dieser Marionetten wurden von Belgrad aus 
gezogen. 
Oberst Dragutin Dimitrijevic, besser bekannt unter dem 
Namen Apis (Scheck), den er seinem merkwürdig schwarz 
weißgefleckten Haar zu danken hatte, war einer der Füh 
rer bei dem Gemetzel im Jahre 1903 gewesen und war 
jetzt der Chef der Schwarzen Hand. Der Belgrader 
Universitätsprofessor Stanoje Stanojevic hat von ihm 
folgendes Bild entworfen: 
„Begabt und gebildet, ehrlich, ein überzeugender Redner, 
ein aufrichtiger Patriot und persönlich tapfer, voll Ehr 
geiz, Tatkraft und Arbeitswillen, hatte Dragutin Dimi 
trijevic einen ungewöhnlichen Einfluß auf seine Umge 
bung, besonders auf seine Gefährten und die jüngeren 
Offiziere, die an Gemüts- und Charaktereigenschaften 
durchwegs unter ihm standen. Dragutin Dimitrijevic 
hatte die Eigenschaften, die die Menschen faszinieren. 
Seine Gründe waren immer durchschlagend und über 
zeugend; er verstand auch die ungefügtesten Dinge als 
Kleinigkeiten, die gefährlichsten Unternehmungen als un 
schuldig und harmlos hinzustellen. Dabei war er in jeder 
Hinsicht ein ausgezeichneter Organisator; er hielt alles 
immer in seiner Hand, und auch seine intimsten Freunde 
wußten nur, was sie unmittelbar anging. Aber Dragutin 
Dimitrijevic war auch außerordentlich eingebildet und 
affektiert. Sehr ehrgeizig, liebte er die geheime Tätigkeit, 
aber er liebte es auch, wenn man wußte, daß er diese 
Tätigkeit verrichtete, und daß er alles in seiner Hand 
hielt. Vorstellungen über Mögliches und Unmögliches und 
über die Grenzen der Verantwortung und Macht bestan 
den bei ihm nicht. Er hatte keinen klaren Begriff vom 
staatlichen Leben und dessen Bedürfnissen. Er sah nur 
sein Ziel vor Augen und ging geraden Weges ohne alle
	        
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