Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Aufmerksamkeit ihre Hofdame Gräfin Sophie Chotek, 
eine junge Dame von festem Charakter, war. Natürlich 
wurde sie sogleich verabschiedet. 
Die Sensation verbreitete sich über die ganze Welt. Es gab 
Funken. Klarerweise mußte Franz Ferdinand zwischen 
seinem Herzen und der zukünftigen Krone wählen. Wenn 
er erklärte, sich für beides entscheiden zu wollen, wurde 
er verlacht. Andere Erzherzoge hatten sich unter ihrem 
Stande verheiratet, aber sie waren aus dem Kaiserhause 
ausgeschieden worden und lebten als einfache Bürger. 
Auch seinem eisernen Willen waren Grenzen gesetzt. Ein 
Erzherzog konnte nicht gegen die vom Kaiser verteidigte 
Ordnung ankämpfen. Und wenige Weigerungen hätten 
bestimmter sein können als des Kaisers Nein in diesem 
Falle. Das war ein anderes Nein als der Widerspruch 
gegen Franz Ferdinands Weltreisepläne. 
Gegen die Dame war nichts zu sagen. Die Chotek von 
Chotkova und Wognin waren eine uralte böhmische Fa 
milie, aber sie waren doch nicht ebenbürtig. Das Habs 
burgische Familienstatut verbot eine solche Verbindung. 
Es waren auch Verwicklungen mit Ungarn zu befürchten, 
das andere Gesetze hatte. Und wahrlich, der Schwierig 
keiten lagen schon genug in der Luft. Selbst wenn man 
von der Tradition absehen wollte: Franz Joseph war 
entschlossen, am Ende seines langen, oft sorgen- und 
kummervollen Lebens klare Erbfolgeverhältnisse zurück 
zulassen. Nein, nein, nein! 
Der Widerstand war unglaublich stark. Selbst die weni 
gen Freunde Franz Ferdinands wandten sich gegen ihn. 
Er hat es ihnen nie verziehen. Wer es überhaupt wagte, 
ihm von dieser Ehe abzuraten, rief sein Pflichtgefühl und 
seinen Patriotismus an. Auch die Gräfin wurde angefleht, 
nicht seine Zukunft ihrer Liebe zu opfern. Die „liebe 
Mama“, seine edelmütige Stiefmutter, war vielleicht die 
einzige, die treu zu ihm hielt und ihm half. Ihrem Takt
	        
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