Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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fang bereitet. Der Bischof von Funchal hatte aus Rom 
Weisungen erhalten, den Verbannten in allem und jedem 
behilflich zu sein. Das war für das Kaiserpaar ein rechter 
Trost gewesen. Die portugiesische Regierung hatte für 
die Unglücklichen die Dependance des Palace-Hotels 
reservieren lassen. Aber schon die Kosten für den nackten 
Lebensunterhalt überstiegen ihre Mittel. 
Die Seelenstärke der Kaiserin geht aus Briefen hervor, 
die sie aus Tihany und Madeira an Freunde und Ver 
wandte schrieb. 
„Wir sind glüddich in den schönen Erinnerungen . . . Alle 
unsere Freunde waren treu wie Gold ... Es geht uns gut. 
Wir haben prachtvolles Wetter. Es ist so frühlingshaft 
warm, daß man die Fenster überhaupt nie schließt und 
schon am frühen Morgen und im Schatten ohne Mantel 
im Freien sitzt. Die Bevölkerung ist über alles freund 
lich . . . Ich wünschte, Ihr wäret so ruhig, wie ich es 
bin.“ 
Nie ein Wort der Klage, nicht einmal über die qualvolle 
Reise. 
Auch der Kaiser bewahrte seine Seelenruhe, aber Graf 
Flunyady berichtete, er wäre sehr gealtert, gebeugt und 
abgemagert. 
Baron Werkmann schreibt: „Graf Hunyady hat, ehe er 
Madeira verließ, Sorge getragen, daß der Kaiser stets 
über einen genügenden Kredit verfügte. Der ungarische 
Kavalier konnte eines nicht vorher sehen: daß der Kaiser 
diesen Kredit niemals in Anspruch nehmen würde. Dem 
Kaiser haben die physischen und psychischen Kräfte ge 
fehlt, die das finanzielle Elend hätten bannen können. 
Monarchen kommen gemeiniglich nicht in die Lage, ihre 
Einnahmen und Ausgaben selbst zu verwalten. Entspre 
chend organisierte Administrationen nehmen denjenigen 
die persönlichen Sorgen ab, die für das Leben von Völ 
kern zu sorgen haben. Ein Fürst ist auch gar nicht in der
	        
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