Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Horthy erwiderte, er könnte nicht in den Gang des ge 
richtlichen Verfahrens eingreifen, aber sollte Sigray ver 
urteilt werden, so würde er, der Reichsverweser, ihn be 
gnadigen. Die Zensur strich dieses Versprechen aus dem 
Bericht über die Antwort des Reichs Verwesers. 
Auch die Schweizer hatten es eilig, sich lächerlich zu ma 
chen. Aus irgend einem geheimnisvollen Grunde spielten 
sie die Gekränkten, als ob jemand versucht hätte, im Bä 
renzwinger von Bern einen König einzusetzen. Sie be 
schuldigten den Kaiser, die Versprechen gebrochen zu ha 
ben, von denen sie die Aufenthaltsbewilligung abhängig 
gemacht hätten. Da diese schweizerische Insinuation sehr 
weit verbreitet ist, bedarf es einer kurzen Erklärung. 
Ehe der König Ungarn nach Ostern verließ, hatte er 
von Horthy die Zusicherung erhalten, daß ihm die 
Schweiz wieder bedingungslose Gastfreundschaft gewäh 
ren würde. Nur nach dieser Mitteilung hatte er eingewil 
ligt, Ungarn zu verlassen. Aber inzwischen waren „im 
Namen des Königs“ verschiedene Schweizer Forderungen 
angenommen worden. Eine dieser Bedingungen hatte ge 
lautet, der König hätte jeden Domizilwechsel achtund 
vierzig Stunden vorher der Schweizer Regierung anzu 
zeigen. 
Schon an der Grenze hatte der Kaiser ein unangenehmes 
Gefühl gehabt. Ehe sein Zug das Fürstentum Liechtenstein 
verließ, hatte er sich durch einen seiner Begleiter tele 
phonisch vergewissern lassen, daß die Schweiz keine neuen 
Bedingungen gestellt hätte. „Nein“, hatte die Antwort 
gelautet. Aber in der Schweiz hatte der Kaiser zu seiner 
Bestürzung erfahren, dieses „Nein“ hätte bedeutet, daß 
keine anderen Bedingungen gestellt worden wären als 
die, die bereits in seinem Namen angenommen worden 
waren. 
Der Monarch hatte darauf erklärt, daß er nicht in die 
Schweiz zurückgekehrt wäre, wenn er das gewußt hätte.
	        
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