Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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brachte. Wir soupierten im Speisewagen. Nach der An 
kunft in Wien führte mich Erzherzog Karl nach Hause 
und fuhr selbst in den Augarten zurück. Einige Tage dar 
auf erzählte mir Graf Wallis, daß sich in Wien das 
Gerücht verbreitet hatte, wir hätten im Liechtenstein- 
schen Jagdhause die Nacht hindurch mit einer Operetten 
diva Orgien gefeiert; es wäre skandalös zugegangen; das 
Gerücht wäre bis zum Kaiser und auch zu Erzherzog Franz 
Ferdinand gedrungen. Wallis hatte es vom Grafen Paar 
gehört. Ich verfaßte sofort einen Brief an Wallis, in dem 
ich ihm den ganzen harmlosen Hergang des Jagdausfluges 
schilderte und ihn bat, den Brief Graf Paar zu geben. Der 
Kaiser, der übrigens; wie ich erfuhr, dem Gerücht ohne 
dies keinen Glauben geschenkt hatte, erfuhr nun den 
wahren Hergang. Aber das Gerücht von Exzessen mit 
Operettendiven verbreitete und erhielt sich in der Wiener 
Bevölkerung. Im Auftrag des Erzherzogs ließ ich Erkun 
digungen einziehen und erfuhr unter anderem, daß eine 
Operettensängerin sich bei einem Juwelier einen kostbaren 
Schmuck ausgeliehen hatte und diesen allen ihren sehr 
zahlreichen Freunden und Freundinnen gegenüber als Ge 
schenk des Erzherzogs bezeichnete. An dieses Gerücht 
knüpften sich neuerlich ganz abenteuerliche Geschichten, 
und man fing an, von einem exzessiven Leben des Erz 
herzogs zu schwätzen. Es war der Keim zu böswilligen 
Gerüchten nun einmal gelegt, und dieser Keim, der teils 
von Leichtgläubigen und Sensationslüsternen, teils von 
Feinden der Dynastie fleißig begossen wurde, entwickelte 
sich schließlich zu einem Gift Strauch, der die Gestalt des 
nachmaligen Kaisers umwucherte.“