Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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wie zu Ostern; Bethlen behauptete, ein Legitimist zu sein, 
und versprach, mit Horthy ein ernstes Wort zu reden. 
Andrassy erklärte, daß es nur gerecht wäre, die anti 
dynastische Propaganda ebenso streng zu unterdrücken 
wie die zugunsten des Königs. Horthy erwiderte, er 
könnte eine legitimistische Propaganda wegen der Kleinen 
Entente nicht dulden. Darauf wurde er gefragt, warum 
dann nicht jede Propaganda unterdrückt würde. Seine 
Antwort war ausweichend. Daß royalistisch gesinnte Offi 
ziere wegen ihrer Einstellung aus der Armee entfernt 
würden, bestritt er. Als man ihn fragte, ob er zur Förde 
rung der Restauration sein Bestes täte und sich allen Ent 
thronungsforderungen widersetzen wollte, gab er zur Ant 
wort, daß er Seiner Majestät einen Brief schreiben würde. 
Der Brief wurde wirklich geschrieben. Er enthielt unter 
anderem folgenden Satz: 
„Ich habe nur das einzige pflichtgemäße Bestreben, dieses 
Land, an dessen Spitze mich die Ereignisse und das Ver 
trauen gegen meinen Wunsch und Willen gestellt haben, 
aus den unendlichen Schwierigkeiten der heutigen Lage 
herauszuführen und es dann unter Wahrung des legitimen 
und staatsrechtlich richtigen Prinzips den berufenen 
Händen anzuvertrauen/' 
An die Stelle Telekis war indessen Bethlen als Minister 
präsident getreten. Rakovszky hatte auf die Angriffe il 
loyaler Abgeordneter hin den Vorsitz im Abgeordneten 
haus niedergelegt. Er erklärte sich bereit, bei Rückkehr 
des Königs Ministerpräsident zu werden. 
Als Graf Apponyi sich um die Zulassung Ungarns zum 
Völkerbund bemühte, glaubte Take Jonescu, der Ver 
treter Rumäniens, die Bedingung stellen zu können, daß 
Ungarn zuerst seinen König preisgeben sollte. Apponyis 
Antwort ist beachtenswert. Er erwiderte: 
i. Weder im Vertrag von Trianon noch im Völkerbunds 
statut gibt es einen Paragraphen, der ein solches Verlan
	        
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