Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Die drei Obersten waren besorgt und wütend über die 
Hilflosigkeit der österreichischen Regierung. Sie wollten 
mit ihren Wiener Gesandtschaften telephonieren, aber es 
wurde ihnen gesagt, das wäre unmöglich. Schließlich er 
wogen sie bereits die Rückkehr nach Ungarn, wollten aber 
noch einen letzten Versuch machen, die Demonstranten 
zur Vernunft zu bringen. 
Da kam die Nachricht, daß fünfzig bereits ungeduldig ge 
wordene Kommunisten in Bruck einen Zug bestiegen hät 
ten, um den Kaiser in Frohnleiten gefangenzunehmen. 
Der Lokomotivführer erhielt jedoch den Befehl, ohne 
jeden Aufenthalt in Zwischenstationen bis Graz durch 
zufahren. So passierte der Zug Frohnleiten in Schnell 
zugstempo. Die fünfzig Kommunisten standen an den 
Fenstern ihres Zuges und machten ihrer Wut in wildem 
Geschrei Luft, als sie die Lichter des kaiserlichen Zuges 
sahen. In Graz fanden sie eine Zusammenrottung von Ge 
sinnungsgenossen, hielten anfeuernde Reden, und Hun 
derte von ihnen machten sich längs der Gleise auf den 
Weg, um den Kaiser zu töten. 
Die Lage wurde jetzt ernst. Die Grazer Behörden sandten 
sechs Autos nach Frohnleiten, um damit den Kaiser und 
sein Gefolge im Notfall in Sicherheit zu bringen. Aber 
auch diese Maßnahme war nicht sehr beruhigend. Die 
Nacht war dunkel und neblig, die Wege bekannt schlecht 
und der einzige Schutz ein Dutzend italienische Sol 
daten. 
Mit Ausnahme des Kaisers, der frisch und gut gelaunt 
war, waren alle Reisenden um i Uhr nachts erschöpft. 
Der Kaiser schien jedoch nicht zu wissen, was Nerven 
sind. Einer seiner Begleiter beschwor die Ententevertre 
ter, doch wieder nach Ungarn zurückzufahren. Der Fran 
zose und der Italiener stimmten zu, aber der Engländer 
Oberst Selby wollte allein auf einer Lokomotive nach 
Bruck fahren, um mit den Demonstranten fertig zu wer
	        
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