Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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ten die Roten bald eine Viertelmillion Mann aus dem 
Boden. 
Oberst Stromfeld, vor kurzem noch Offizier der k. und k. 
Armee, wurde Oberbefehlshaber; er rückte vor und ver 
trieb die Tschechen aus der Slowakei, wo man ihrer Herr 
schaft bereits überdrüssig geworden war. 
Es kamen ermutigende Nachrichten, daß sich die Entente 
der rumänischen Invasion widersetzte, und daß Clemen- 
ceau jede Einmengung in die ungarischen Angelegenhei 
ten verboten hätte. Kun schien allgegenwärtig zu sein; 
er eilte an die Front, um slowakische Sowjets aufzustel 
len, hielt Versammlungen in Budapest und in der Provinz 
ab, drohte, Szegedin zu nehmen und den Grafen Bethlen 
zu hängen. Stromfeld wandte sich von den Tschechen ab 
und trieb die Rumänen vor sich her. Mit Fahnen und 
Ausschweifungen wurde der glorreiche Sieg in Budapest 
gefeiert. 
Das war am 20. Juli. Szamuely fand die Muße, eine Straf 
expedition gegen Raab anzuführen. Dort hatte sich ein 
seltsamer Fall ereignet. Nach der üblichen Niedermetze- 
lung der Männer hatten sich die Lenin-Buben auf ihren 
Lorbeeren ausgeruht. Da hatten die Frauen sich organi 
siert, einigen die Kehle mit Küchenmessem durchschnit 
ten, zu den Gewehren gegriffen und die Tyrannen über 
wältigt. 
Szamuely schwor fürchterliche Rache. Er hatte die Ope 
rationen bereits begonnen, als von Kun ein Telegramm 
einlangte: „Schlacht verloren. Keine weitere Hoffnung, 
Widerstand leisten zu können. Rumänen einen Tagmarsch 
vor Budapest. Kehre sofort zurück.“ 
Der Rückzug der Rumänen war rein strategischer Natur 
gewesen und hatte die Bolschewiken nach dreitägigem 
Kampfe in eine fürchterliche Niederlage hineingelockt. 
Die Herrschaft Bela Kuns hatte 133 Tage lang gedauert 
und 250.000 Menschenleben gekostet. Am 1. August hielt
	        
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