Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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nach Agram fuhr. Ein Erster-Klasse-Wagen alten Typs 
wurde für uns reserviert. Es gab keine Kissen, kein Licht, 
keine Scheiben in den Fenstern, und durch das Loch in der 
Decke, wo einmal die Lampe gewesen war, strömte un 
unterbrochen das Wasser herein. 
24. Februar. Die Transportleitung hatte uns versichert, 
daß kein Zug weniger als 24 Stunden lang nach Agram 
führe; trotzdem dampften wir bei Schneesturm um 7.10 
in die Station. Ermittelte, daß um 13.10 auf der Linie 
Wien—Triest ein Zug nach Steinbrück ging. 
Kühn ließ ich ein Abteil reservieren und verstaute darin 
unsere Ausrüstung und Verpflegung für sieben Tage. Die 
Beamten, durchwegs Österreicher, waren so höflich wie 
vor dem Kriege. Eine Wache fragte nach unseren Fahr 
karten, zog sich aber auf meine Abweisung unter dem un 
vermeidlichen „Küß die Fiand, Exzellenz“ zurück ... In 
Cilli muß alles aussteigen, um nach Lebensmitteln usw. 
durchsucht zu werden; hier sind die ersten Anzeichen des 
Flungers zu sehen. In Graz längerer Aufenthalt, alles muß 
aussteigen und wird durchsucht. Wir weigern uns natür 
lich, die Beamten ziehen sich unter Entschuldigungen zu 
rück. Das wiederholt sich die ganze Nacht hindurch in 
jeder großen Station. Aber dazwischen fährt der Zug gut, 
und unser Abteil ist frei von Ungeziefer. 
2j. Februar. Mürzzuschlag, Ankunft um 6.15. Wieder ein 
langer Aufenthalt in diesem hübschen Ort, und wieder 
eine Durchsuchung. Flungrige Kinder treiben sich um den 
Zug herum, wir verteilen unter ihnen Stücke des britischen 
Kommißbrotes — das erste weiße Brot, das sie seit lan 
gem gesehen haben. 
Alle Geschäfte sind geschlossen; keine Zeichen von Leben; 
die unbebauten Felder werden nach Bodenfrüchten abge 
sucht, die zufällig zu finden sind; herrenlose Geschütze 
und Ausrüstungsgegenstände liegen in der Umgebung der 
verlassenen Munitionsfabriken herum.
	        
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