Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

zu bestehen, da sonst nochmals über das Manifest beraten 
werden müßte und sich so die Kundmachung auf eine Zeit 
verschöbe, da die Volksmassen nicht mehr zurückgehalten 
werden könnten. 
„Wir haben eine Schlacht verloren, aber nicht den Feld 
zug“, sagte Werkmann. 
Und die Kaiserin sagte später: „Ich war voreilig in mei 
nen Schlüssen. Jetzt erst sehe ich, daß das Manifest Hoff 
nungen auf die Zukunft nicht begräbt. Ich habe Vertrauen 
in diese Zukunft, die nicht nahe, aber gewiß ist.“ 
Das Manifest ist in der Folge gelegentlich falsch interpre 
tiert worden. Selbst ein so renommiertes Nachschlagewerk 
wie „Whitaker’s Almanac“ spricht noch immer von einer 
Abdankung des Kaisers, der noch auf seinem Sterbebett 
versicherte, daß er niemals abgedankt habe, daß ihm das 
Manifest vom n. November erpreßt worden und schon 
deshalb ganz wertlos und ungültig gewesen sei. 
Das Manifest lautete: 
„Seit meiner Thronbesteigung war ich unablässig bemüht, 
meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges herauszu- 
führen, an dessen Ausbruch ich keine Schuld trage. 
Ich habe nicht gezögert, das verfassungsmäßige Leben 
wieder herzustellen } und habe den Völkern den Weg zu 
ihrer selbständigen staatlichen Entwicklung eröffnet. 
Nach wie vor von unwandelbarer Liebe für alle meine 
Völker erfüllt, will ich ihrer freien Entfaltung meine Per 
son nicht als Hindernis entgegenstellen. 
Im voraus erkenne ich die Entscheidung an, die Deutsch- 
Österreich über seine zukünftige Staats form trifft. 
Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung über 
nommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staats 
geschäften. 
Gleichzeitig enthebe ich meine österreichische Regierung 
ihres Amtes. 
Möge das Volk von Deutschösterreich in Eintracht und 
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