Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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hatten sich mit ihren Blutsbrüdern für die Monarchie tap 
fer geschlagen, wurden aber dafür von den militärischen 
Stellen verdächtigt und ungerecht behandelt. Sie 
wurden für ihre Heldentaten nicht einmal angemessen 
ausgezeichnet. Ihre Abgeordneten wollten schon die Kriegs 
kredite im Reichstag ablehnen. Der Kaiser tat, was er 
konnte, er ernannte eine eigene Kommission zur Er 
hebung der den Beschwerden der Südslawen zugrunde 
liegenden Vorkommnisse, aber auch sie stieß auf die pas 
sive Resistenz der Alldeutschen und der unnachgiebigen 
Ungarn. Was der bosnische Landeschef General Baron 
Sarkotic verfügte, wurde von Baron Burian, der das 
Sprachrohr der Ungarn geworden zu sein schien, außer 
Kraft gesetzt. 
Es muß eigentlich überraschen, daß die Kroaten ihrer 
Loyalität keinen stärkeren Ausdruck gaben. Sie waren 
durch Jahrhunderte ein Bollwerk der Christenheit und 
schon unabhängig gewesen, als die Serben noch lange Skla 
ven der Türken gewesen waren. Sie hatten bereits eine 
eigene Kultur und eine hochentwickelte Literatur besessen, 
als die Serben noch im Dunkel der Barbarei und der Un 
wissenheit gelebt. Sie waren die Blüte der serbischen Rasse, 
hatten sich durch ein Jahrtausend eigener Könige und 
eines eigenen Staates erfreut, haßten und verachteten die 
Serben wegen ihrer byzantinischen Religion und ihrer 
Balkansitten, bis hinunter zu ihrem Kalender und ihrer 
Schrift. Klare Voraussicht hätte sie bestimmen müssen, bis 
zum letzten Blutstropfen für das Reich zu kämpfen, von 
dem sie einen ruhmreichen Teil bildeten. Unglücklicher 
weise hatte sie die unkluge Budapester Oligarchie bei jeder 
Gelegenheit gereizt. So ließen sie sich schließlich törichter 
weise Jugoslawien einverleiben. Besondere Versprechun 
gen, die niemals gehalten wurden, hatten sie hierzu ver 
leitet. 
Das damalige Ungarn war für den nun schon drohenden
	        
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