Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Lügenpropaganda 
Giftiger als Giftgas, wirksamer als die Unterseeboote war 
die Lügenpropaganda, die das Ansehen der edelsten Men 
schen untergraben sollte. Ich entnehme der Geschichte, daß 
Oliver Cromwell der erste war, der von dieser Waffe Ge 
brauch machte. Er sammelte nach der Ermordung des Kö 
nigs Karl I. seine Mitverschworenen und sagte: „SdiWar 
zen wir ihn an!“ Skribenten der Entente bedienten sich 
von Kriegsbeginn an dieser feigen Angriffs weise; sie fan 
den eifrige Verbündete in Deutschland, die noch begieri 
ger waren, dem Verbündeten den Dolch in den Rücken 
zu stoßen. Nichts ist leichter und wirksamer als solche 
heimtückische Kriegführung. Das einzige, was man dazu 
braucht, ist ein wenig Erfindungsgabe und vollkommene 
Skrupellosigkeit. Es ist nicht einmal nötig, daß man 
immerhin Mögliches, Glaubhaftes vorbringt. Leichtgläu 
bigkeit und Neugier sind Mikrokokken, die in jedem 
menschlichen Wesen leben. Sie warten darauf, virulent 
zu werden und sich zu verbreiten wie der Tuberkel- oder 
der Pestbazillus. Einmal entfesselt, kennen sie keine 
Grenzen. 
Kaiser Karl zeichnete sich von seiner frühesten Kindheit 
an durch Mäßigkeit aus. Süßigkeiten und Delikatessen 
sagten ihm nicht das gleiche wie anderen Knaben. Er 
nahm als junger Offizier niemals an den Gelagen seiner 
Kameraden teil. Er war kein unbedingter Abstinenzler, 
gewöhnlich trank er ein Glas leichtes Bier oder Wein zu 
seinen Mahlzeiten, aber Alkohol wurde ihm nicht einmal 
an den anstrengendsten Tagen zur Versuchung. Für Auto 
fahrten oder zur Jagd, wo jeder vom Gefolge zu seinem 
Sattelfrühstück ein Fläschchen Wein mitbekam, wurde 
für den Kaiser immer nur Mineralwasser eingepackt. 
Einer seiner Flügeladjutanten, Fregattenkapitän von
	        
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