Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

wenn er geeignet schien, dem Krieg ein rascheres Ende 
zu setzen. Der alte Herrscher fand auch an den unmensch 
lichen Seiten dieser Kriegsart keinen Gefallen, oh sie nun 
vermeidbar waren oder nicht. Er stammte aus der Zeit, 
in der die Ritterlichkeit Kriege beherrschte und eine Bitte 
um Waffenstillstand nicht zurückgewiesen wurde. Von 
seinen Vertrauten hörte ich, daß ihm nichts näher ging, 
als wenn er hörte, daß die Zivilbevölkerung evakuiert 
oder anderen Härten des Krieges unterworfen werden 
mußte. Sein Nachfolger, Kaiser Karl, teilte diese Gefühle. 
Man wußte, daß er nicht leicht seine Zustimmung zu einer 
Maßnahme wie dem unbarmherzigen Unterseebootkrieg 
geben würde. Seine Gefühle sind in ihrer Wärme und 
Aufrichtigkeit weder matt noch läppischV 
Die Deutschen übten einen Druck auf Österreich aus. Es 
hätte keinen Sinn, die Nordsee zu blockieren, sagten sie, 
wenn das Mittelmeer freiblieb für Transporte, dank denen 
Großbritannien auf dem Wege über Italien, Frankreich 
und den Kanal mit Lebensmitteln versorgt werden konnte. 
Wollte man aber im Mittelmeer Unterseeboote einsetzen, 
so brauchte man die österreichischen Häfen von Triest, 
Pola und Cattaro. 
Am 20. Januar präsidierte Kaiser Karl einem Staatsrate, 
der in Wien zur Erwägung dieser Frage stattfand. Ihm 
wohnten auch der deutsche Staatssekretär Herr von Zim 
mermann und der deutsche Admiralstabschef Admiral von 
Holtzendorff bei. Dieser erklärte, daß Deutschland ohne 
Unterseebootkrieg gegen das Ende des Jahres erschöpft 
und zu einem Frieden um jeden Preis gezwungen sein 
würde. Feldmarschall Conrad und ein Admiral stimmten 
zu. Czernin erhob ein paar matte Einwände. Die Be 
ratung wurde ohne Beschlußfassung abgebrochen, aber der 
deutsche Admiral wurde gleich danach in Audienz emp 
fangen und unterrichtet, daß Österreich seinen Vorschlä 
gen nicht beitreten könnte.
	        
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