Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Soldaten der beiden Parteien sahen ihn für eine Torheit 
an. 
Der deutsche Reichskanzler war so sehr dagegen, daß er 
demissionierte; nur auf einen Appell an seinen Patriotis 
mus blieb er im Amt; es wurde ihm gesagt, daß der 
Unterseebootkrieg verschärft werden würde, gleichgültig, 
ob er bliebe oder nicht, sein Rücktritt aber den Wider 
stand Österreichs stärken und Österreich vielleicht zur 
Preisgabe des Bündnisses und zum Abschluß eines Sonder 
friedens verleiten würde. 
Der Deutsche Kaiser dachte anfangs höchst skeptisch über 
die Wirkung des Unterseebootkrieges, aber die Militär 
partei blieb bei ihrer Ansicht, und sie triumphierte. Sie 
erklärte, es bestünde für sie kein Zweifel, daß Großbri 
tannien damit innerhalb weniger Monate auf die Knie 
gezwungen würde; diese Herren unterschätzten die Zähig 
keit der Briten, die die Verluste wettmachten, indem sie 
noch mehr neue Schilfe bauten; und sie unterschätzten auch 
die Stimmung in den neutralen Staaten; namentlich in den 
Vereinigten Staaten von Amerika stieg die Erregung so 
sehr, daß diese Macht schließlich in den Krieg eintrat. 
Ludendorff und die ganze Gesellschaft von Junkern mach 
ten nur mehr in „Ersatz“-Patriotismus, mit dem sie ihre 
Heimat während des ganzen Krieges gefährdet hatten. 
Als sie von Widerstand in Österreich hörten, bewill- 
kommten sie die Gelegenheit, einen Verbündeten ärgern 
zu können, den sie als Verräter ansahen und nach der 
Niederwerfung der Entente annektieren wollten. 
Lehrreich ist die Ansicht eines Amerikaners. Herr Schrei 
ner schrieb darüber an Ort und Stelle: 
„Kaiser Franz Joseph war immer ein Gegner des unbarm 
herzigen Unterseebootkrieges gewesen. Der Ancona- und 
der Persia-Fall, mit dem ich mich besonders beschäftigt 
habe, überzeugten den alten Mann, daß der Untersee 
bootkrieg auch dann ein zweischneidiges Schwert war,
	        
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