Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Macht kam, war daher sein erstes, /£r die Fragen der 
Lebensmittelversorgung zu interessieren. Er entschloß sich, 
den Verbrauch nach den Möglichkeiten der ärmeren Klas 
sen zu regulieren. Es war ein großer Schreck für die pri 
vilegierten Klassen, als sie hörten y daß der Kaiser ihre 
Lebensmittelversorgung beschränken würde, damit den 
ärmeren Klassen mehr bliebe. 
Das durchzuführen, mzr mc&£ leicht. Da er viel von 
der Macht des Beispiels hielt, verbot er, daß bei Hof ir 
gend etwas gegessen würde, was gegen die Lebensmittel 
vorschriften war. Weißbrot und Semmeln waren verboten. 
Jeder Diener, der halbwegs entbehrt werden konnte, 
wurde entlassen, damit er anderswo nützlichere Arbeit 
leisten könnte. Einige kaiserliche Schlösser wurden ge 
sperrt. Das Personal von Schönbrunn wurde verabschie 
det, das der Hofburg auf ein Minimum herabgesetzt. Es 
wurde befohlen, daß nur ein Appartement im Palais ge 
heizt und beleuchtet werden dürfte, ein wirklich einfaches 
Appartement, das der Kaiser mit den Seinen bewohnte ... 
Die Offiziere im österreichisch-ungarischen Hauptquartier 
führten ein angenehmeres Leben. Der Chef des General 
stabes, Feldmarschall Conrad von Hötzendorf, war nach 
sichtig gegen seine Untergebenen. Eine ihrer Liebhabereien 
waren weiße Semmeln zu den Mahlzeiten. Als der Kaiser 
bald nach seiner Thronbesteigung nach Badgn kam, 
äußerte er nach einer Konferenz den Wunsch, in der Offi 
ziersmesse zu speisen. Nachdem ihm die Offiziere vorge 
stellt worden waren, nahm er an der Tafel Platz. Bei 
jedem Gedeck lag eine Semmel, und noch mehr waren in 
einem Brotkorb. Der Kaiser schob seine Semmel zur Seite 
und aß die Suppe ohne Brot. Als der nächste Gang kam 
und die Offiziere nach dem Korb mit den Semmeln lang 
ten, rief der Kaiser eine Ordonnanz herbei: ,Bringen Sie 
mir eine Schnitte Kriegsbrot, aber nicht etwa einen ganzen 
Laib, sondern nur ein Drittel der Tagesration, worauf ich
	        
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