Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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nicht unseres Appetits. Jedermann war froh, als der Kö 
nig einen Schluck Wein nahm. Laute Eljen a Kirdly setz 
ten dieser Phase der Krönung ein Ende. Wie doch diese 
Zeremonie in die Zeit paßte!" 
Kriegsentbehrungen 
Eine Geschichte erzählt davon, wie der Kaiser auf den 
Bahnhof ging, um seinen Bruder, den Erzherzog Max, 
vor seiner Reise nach Konstantinopel zu verabschieden. 
Nachdem er den Salon- und Speisewagen besichtigt hatte, 
ging er in die Küche des Zuges. Dort entdeckte er einige 
Semmeln und Weizenmehl. Das widersprach den Lebens 
mittelvorschriften während des Krieges. Der Kaiser ließ 
das Verbotene sofort entfernen. 
„Ich weiß, Max“, sagte er zu seinem Bruder, „daß du das 
nicht angeschafft hast. Die Verwaltung der Speisewagen 
hat noch nicht begriffen, daß es keine Ausnahmen für 
wen immer gibt. Wenn der Kellner in Bulgarien oder in 
der Türkei Weißmehl kaufen sollte, so wirf ihn freund- 
lichst zum Fenster des fahrenden Zuges hinaus, damit er 
hart fällt. Nur so kann ihm beigebracht werden, daß Er 
nährungsprivilegien nidit geduldet werden.“ 
Amerikanischer Erfindungsgeist mag Mißtrauen begegnen, 
aber der Kaiser war in der Beobachtung der Lebensmittel 
vorschriften von demokratischer Gewissenhaftigkeit. Da 
der Korrespondent sonst für Monarchen nichts übrig ha 
ben will, so wird man ihm glauben dürfen, wenn er ein 
mal etwas zu ihren Gunsten schreibt: 
„An den Fronten und daheim hatte der junge Kaiser von 
der Lebensmittelnot genug gehört und gesehen. Als er zur
	        
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