Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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timiert, worauf sie ihm die Kassette eingehändigt hätte. 
Als der Fremde den Hut abgenommen hätte und in den 
Lichtkreis getreten wäre, hätte sie ihn als Erzherzog Jo 
hann von Toskana, nachmaligen Johann Orth, erkannt. 
Auf die Frage, ob sie den Inhalt der Kassette kenne, 
hätte sie verneint, worauf er bemerkte, er hätte gefürch 
tet, sie würde sie der Kaiserin Elisabeth geben. Hätte sie 
es getan, so würde sie, statt, wie es wegen ihrer angeb 
lichen Förderung der Beziehungen zwischen Kronprinz 
und Vetsera geschehen, vom Hof verbannt, zur Herzogin 
ernannt worden sein. Sie hätte aber damit das Leben des 
,Feiglings Rudolf doch nicht retten können, ihr eigenes 
Leben hätte sie aber damit gerettet. Aus allem, was bis 
her über diese Tragödie im Kaiserhaus bekannt geworden 
ist, muß mit einer an Gewißheit grenzenden höchsten 
Wahrscheinlichkeit geschlossen werden* daß Kronprinz 
Rudolf den Tod als die letzte und einzige Lösung eines 
furchtbaren Konfliktes politischer Art angesehen, und daß 
Mary Vetsera ihn in ihrer Liebe auf dem Weg in den 
Tod das Geleit gegeben hat. 
Ein eigentümliches Licht auf den damaligen Seelenzustand 
des Kronprinzen wirft übrigens eine, lange Zeit unbekannt 
gebliebene Geschichte, die sich ungefähr ein Jahr vor der 
Tragödie abgespielt hat. Am j. Januar 1888 wurde eine 
Jagd auf Kahlwild im Höllgraben bei Mürzsteg abgehal 
ten. Kronprinz Rudolf stand im Graben, Kaiser Franz 
Joseph in der Lehne gegen den Bockkogel ,im Reiser f . 
Der Kaiser hatte vier Tiere und zwei Kälber erlegt. Der 
Trieb ging seinem Ende zu, als der Kronprinz seinen 
Stand verließ, um einem Rudel Hochwild nachzupürsehen. 
Er feuerte aus der Mitte des Triebes einige Schüsse ab, 
von denen einer knapp an Kaiser Franz Joseph vorbei 
kam. Die Kugel streifte den hinter dem Kaiser sitzenden 
Träger Martin Veitschberger aus Mürzsteg am Unterarm. 
Die Kugel hätte bei einer Ablenkung von nur wenigen