Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

x 33 
denn der Selbstmord in Gemeinschaft mit der Baronin 
Vetsera war ja in allen Einzelheiten erwiesen, nicht zu 
leugnen und auch zugegeben. Warum wurde also noch 
etwas, was damit im Zusammenhang stand, als strenges 
Geheimnis gehütet? Die Menschen, die etwas davon hätten 
wissen können, haben bis in ihr Grab geschwiegen. Die 
Akten, die auf den Tod des Kronprinzen Bezug hatten, 
wurden auf ausdrückliche Anordnung Kaiser Franz Jo 
sephs nicht im Archiv des Ministeriums des kaiserlichen 
Hauses hinterlegt, sondern dem damaligen Ministerpräsi 
denten und Vertrauensmann des Kaisers, dem Grafen 
Eduard Taaffe, übergeben. Als das versiegelte Paket im 
Jahre 1912 geöffnet wurde, fand man nur unbeschriebene 
Papier Schnitzel darin. Die Schriften waren daraus ent 
fernt worden. Gräfin Lar isch-W aller see } eine Kusine des 
Kronprinzen, weiß eine ein wenig romanhaft anmutende 
Episode zu erzählen, die mutmaßen läßt, d#/? es sich um 
eine sehr ernste Sache gehandelt habe. Sie erzählte, der 
Kronprinz hätte ihr einige Tage vor der Mayerling- 
Tragödie eine in ein Tuch eingenähte kleine Stahlkassette 
mit dem Bemerken übergeben, daß er sich in höchster Ge 
fahr befände, der Kaiser könnte jeden Augenblick eine 
Untersuchung seiner Wohnung und Effekten anordnen, 
^??d die*e Kassette dürfte nicht gefunden werden. Nur 
eine Person wüßte von deren Existenz. Dieser Person 
allein dürfte sie die Kassette übergeben, wenn sie sich 
durch Nennung der Buchstaben RIUO legitimierte. Einige 
Tage nach der Tragödie hätte sie, Gräfin Larisch j einen 
mit diesen Buchstaben gefertigten Brief erhalten, in dem 
sie gebeten worden wäre, jicfe mit der Kassette am Abend 
zu einer bestimmten Stunde an einem bestimmten Ort ein 
zufinden. Ein in einen Radmantel gehüllter Mann mit 
tief ins Gesicht gezogenem Hut wäre ihr, als sie sich am 
Zusammenkunftsort eingefunden hätte, entgegengetreten. 
Er hätte sich durch Nennung der Buchstaben RIUO legi
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.