Volltext: Kreuzweg eines Kaisers

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Die Armee 
Was dringend nottat, war die Stärkung aller Streitkräfte 
der Krone, um gegen alle revolutionären Möglichkeiten 
gesichert zu sein. Niemand im Reiche, Conrad ausgenom 
men, dachte an einen Krieg; manche aber mögen an eine 
Revolution geglaubt haben. 
Franz Ferdinand hatte während seiner Kommandofüh 
rung in Böhmen und Ungarn reichlich Gelegenheit gehabt, 
die kaiserlichen Truppen kennenzulernen; und in beiden 
Ländern beunruhigte ihn der Mangel an wahrhaft über 
nationalem Geist, den er für die Armee als lebenswichtig 
ansah. Viele Offiziere bei den ungarischen Regimentern 
waren Ungarn, die ihre Sprache nicht nur im Privatver 
kehr, sondern auch im Dienst gebrauchten. Wenn er ihnen 
das Deutsche aufzuzwingen versuchte, löste er Entrüstung 
aus und stieß auf passive Resistenz. In Böhmen war die 
Mannschaft von dem in den Industriezentren um sich 
greifenden Sozialismus oder vom Partikularismus ange 
steckt, den geheime Gesellschaften in sie hineintrugen. 
Das Territorialsystem war eines der Haupthindernisse 
für die Wiederherstellung der Homogenität. Manches Re 
giment blieb gleich zehn Jahre lang in einer und derselben 
Garnison. Lokal bedingte, ja sogar umstürzlerische Ideen 
fanden damit Eingang in die Armee. Eine solche bewaff 
nete Macht wurde immer weniger geeignet, mit einer Re 
volution fertig zu werden. Franz Ferdinand war daher 
für die exterritoriale Dislozierung. Das hätte zwar die 
Mobilmachung verlangsamt, aber Krieg schien ferner zu 
sein als Revolution. Jedenfalls waren der Kaiser und die 
höchsten militärischen Würdenträger gegen ihn. Sie kann 
ten die leidenschaftliche Opposition, die sich dagegen in 
Ungarn erheben würde. So mußte Franz Ferdinand alle 
Gedanken an exterritoriale Dislozierung auf den Tag
	        
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