Volltext: Das Chorherrenstift St. Florian [56/57]

47 
teinischen Kirchenväter, Scholastiker, Mystiker; ein Cicero, Sallust, 
Lucan, mittelhochdeutsche Gedichte, so eine Legende des heil. Chri 
stoph in 1600 Versen. Zu den interessantesten gehören wohl ein Ri 
tuale von St. Florian aus dem 12. Jahrhundert in seltener Vollständig 
keit; der Psalter der Königin Margaretha von Ungarn in lateinischer, 
polnischer und deutscher Sprache aus der ersten Hälfte des 14. Jahr 
hunderts; eine Biblia pauperum desselben Jahrhunderts. Über 50 Hand 
schriften weisen auch schöne Miniaturen auf, die zum Teil im Stifte 
selbst entstanden sind. 
Mit nicht geringer Sorgfalt sind auch eine Reihe anderer Räume aus 
gestattet worden: die Prälatur und die sogenannten Kaiserzimmer. 
Erstere, mit Deckengemälden des Niederländers Anton Hannotin, um 
faßt mit etlichen Gastzimmern den ersten Stock der 217 m langen West 
front. Der ganze zweite Stock — eine Flucht von 16 Zimmern — wurde 
mit viel Aufwand eingerichtet zur Aufnahme hoher Persönlichkeiten, die 
oft im Stifte abstiegen. Das erste Zimmer — von Süden gerechnet — 
ist mit großen vom Tiroler Johann Feistenberger auf Leinwand ge 
malten Landschaftsbildern geschmückt. Die Stukkaturarbeit ist von 
Maderni. Das Deckengemälde dieses und des folgenden Zimmers ist vom 
Steiermärker Maler Remp. Die Superporten der ersten Zimmer sind vom 
Münchener Hofmaler Degler. Das zweite Zimmer, das wie die beiden 
nächsten mit roten Seidentapeten bekleidet ist, hat am 23. April 1782 
Papst Pius VI. auf seiner Rückreise von Wien beherbergt. Die beiden 
folgenden dagegen, die mit schönen venezianischen Spiegeln geziert sind, 
dienten einst Kaiser Karl VI. und seiner Gemahlin zum Aufenthalt. 
Der anschließende Raum ist der größte und prächtigste in dieser Zimmer 
flucht. Möbel und Wände sind mit rotem Samt bekleidet. Fenstervor 
hänge aus roter Seide dämpfen das einfallende Licht. Der Raum diente 
zur Bewirtung höchster Gäste, später diesen auch als Audienzsaal. Das 
Deckengemälde stammt vom Prager Wenzel Halbax und Hofmaler 
Degler. Von ersterem stammt auch die Komposition. Das Bild stellt das 
Traumgesicht Daniels von den vier Weltreichen dar. Im Mittelpunkt 
ist Saturnus. Ein farbenprächtiges Bild ziert noch den Saal: Maria 
Theresia und Franz von Lothringen von Peter Kobler aus Wien. Das 
Bild Kaiser Josefs stammt von Leopold Montagna. Der Kamin aus 
Stuckmarmor ist ein Werk des Wiener akademischen Bildhauers Stöll. — 
Die Wände des nächsten Zimmers sind mit Gobelins, französische 
Gartenanlagen mit Schäferszenen darstellend, bekleidet. Der Haus-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.