Volltext: Das Chorherrenstift St. Florian [56/57]

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Licht umstrahlt und zwei Genien, einen Wassereimer leerend, symboli 
sieren, daß Sonnenschein und Regen zum Gedeihen der von den Türken 
befreiten Länder beitragen mögen. Die Architekturmalerei des Saales 
stammt hingegen von Sconzani. Die beiden großen Reiterbilder, KarlsVI. 
und Prinz Eugens, sowie die Superporten, Szenen aus Eugens Kriegs 
zügen, hat wieder Bartolomeo Altomonte gemalt. 
Der Größe nach reicht an den Marmorsaal nahe heran der Bibliotheks- 
hauptsaal (28 1 / 2 m lang und 15 m breit). Der Aufwand dafür betrug in 
den Jahren 1745 bis 1750 nach den Stiftsrechnungen 12.628 fl 7 Kreuzer. 
Propst Johann Georg ist nicht nur sein Erbauer; seinem Kopf ent 
stammt auch der Vorwurf für das Deckengemälde. In Verse gebracht 
und in Marmor gemeißelt lesen wir ihn auch über dem Eingang in den 
Bibliothekssaal: 
Hic sibi perpetuo virtutem foedere Pallas 
Jungit et ambabus sacra stat ista domus. 
(Tugend und Wissenschaft haben sich hier zum Bunde geeinet und bei 
den heilig steht dieser Raum.) Der Propst beauftragte den Wiener Hof 
maler Gran, diese Idee in ein Bild zu kleiden. Nach seiner Beschreibung 
malte nun Bartolomeo Altomonte das Deckengemälde. Die Architek 
turmalerei ist von der Hand Antonio Tassis. Die Bücher stehen in 
prächtigen Schränken mit reicher Einlegearbeit. Heute reicht der Haupt 
saal bei weitem nicht aus, um die etwa 110.000 Bände der Bibliothek 
zu fassen. Sie sind in noch acht anschließenden Räumen untergebracht. 
Die Bibliothek zählt zu ihrem Bestände etwa 800 Inkunabeln, meist 
aus der theologischen Disziplin: Der älteste Druck ist ein Psalterium 
von Eggstein in Straßburg (um 1468); die älteste lateinische Bibel ist 
die von Schoiffer in Mainz (1472), die älteste deutsche von Günther 
Zainer in Augsburg (1473); außerdem noch zehn Bibelausgaben aus den 
Jahren 1475 bis 1483. Von anderen Drucken sei noch erwähnt ein 
Breviarium auf Pergament gedruckt, mit Miniaturen und Randzeich 
nungen von Jenson 1481; Boccacii, de mulieribus, Ulm 1473 (mit Holz 
schnitten); ein Wolfram von Eschenbach von 1477 u. a. 
Die Manuskriptensammlung besteht aus 885 Kodizes, davon 480 aus 
der Zeit vor 1500. Der älteste Kodex ist aus dem 9. Jahrhundert und 
enthält die Propheten des alten Bundes in lateinischer Sprache. Aus 
dem 10. Jahrhundert stammt Gregor des Großen Regula Pastoralis mit 
althochdeutschen Glossen. Weiter sind darunter die bedeutendsten la-
	        
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