Volltext: Zur Geschichte der oberösterreichischen Mundarten

und neuer Längen in den heutigen Mundarten ein Beweis. Ansätze hiezu 
müssen wohl schon im 13., 14. Jhdt. vorhanden gewesen sein. Ich 
erwähne nur die Entwicklung von mhd.   ō.    Der undiphthongierte Laut 
ist nur in einem kleinen östlichen Teile erhalten geblieben, während 
die westlichen Mundarten alle diphthongierte Lautform aufweisen (qo, 
qj, qu). Die Herrensprache macht diese Entwicklung nicht mit, sie blieb 
bei q stehen und daher geben auch die Schreiber des 14. Jhdts. den 
Laut mit a wieder, Ähnliche Diphthongierungen finden wir strichweise 
auch bei mhd, a (vgl. Mdaa. § 9, § 11) und bei den e-Lauten (vgl. Mdaa. 
§ 12,5; § 15, 6). Von all dem findet sich in den Urkunden keine Spur. 
Wenn sich nun auch unserer Untersuchung gewisse Schwierig¬ 
keiten entgegensetzen, so lassen sich doch die der Herren- und Bauern¬ 
sprache gemeinsamen Züge feststellen; der Unterschied betraf vielleicht 
mehr die Wortwahl als die Lautform. Große gemeinsame Züge waren 
auf jeden Fall vorhanden. Daß die Herrensprache einheitlicher war, ist 
klar, sie wurde ja von einem in sich gefestigten und straffer organi¬ 
sierten Stande gesprochen, wenn dessen Zugehörige auch über ein 
weites Gebiet verstreut wohnten. 
Es soll nun versucht werden, jene gemeinsamen Züge festzustellen, 
soweit sie sich in den Schreibungen der Urkunden erkennen lassen. 
Auf diese Weise bekommen wir auch ein beiläufiges Bild vom Stande 
der Bauernmundarten in mhd. Zeit. 
Betrachten wir zunächst das 13. Jahrhundert: 
Mhd. a und â waren bereits zu g, g geworden (vgl. § 3, 2 c und 
§ 13, 2 c). Der geschlossene Umlaut von mhd. a lautete als geschlossenes e 
(vgl. § 4, 1, 2). Der offene Umlaut von mhd. a stand wahrscheinlich noch 
auf der Stufe ä und war noch nicht bei hellem a angelangt (vgl. § 5, 1). 
Ebenso herrschte für den Umlaut von mhd. â noch der überoffene e-Laut 
(vgl. § 14, 2 c). Auch mhd. ê lautete als offenes e (vgl. § 15, 1 und 2 c). 
Germ, ë war vor Muten im 13. Jhdt. zu geschlossenem e geworden; 
hier war der Zusammenfall mit dem geschlossenen Umlauts-e voll¬ 
zogen. In anderen Stellungen aber (vor h, hs, ht, Nasal) herrschte 
noch, wie von altersher, der offene e-Laut (vgl. § 6, 2 a, b). Mhd. i 
vor r, h und Nasal war bereits zu  iɒ diphthongiert (vgl. § 7, 2 b), ebenso 
mhd. u vor r und vielleicht auch vor n zu ub (vgl. § 10, 2 b; c). Mhd. ü 
war vor r zu üb geworden (vgl. § 11, 2 b). Mhd. or war mit mhd. ar 
zusammengefallen in qb (vgl. § 8; 2 b). Mhd. i war bereits zu äi diphthon¬ 
giert (vgl. § 16, 2 b), mhd. ü erschien als ag (vgl § 19, 2 c). Der Umlaut 
von mhd. ü klang im 13. Jhd. als öü, eü (vgl. § 20, 2 d), am Ende des 
Jahrhunderts war jedoch der erste Bestandteil bereits offen, es klang wie äü, 
später aü (vgl. § 20, 2 e, f). Mhd. ou lautete seit dem 12. Jhdt. als au 
(vgl. § 21, 2 d), mhd. ei seit derselben Zeit als ai (vgl. §2 3, 2 a). In der 
Herrensprache war mhd. ei zu hellem a geworden (vgl. § 23, 2 c). Für 
mhd, iu galt der Diphthong eu mit geschlossenem e (vgl. § 24, 2 b). 
Der Umlaut von mhd. iu hatte offenes e im ersten Teil, also lautet er 
äü, später aü (vgl. § 25, 2 d). Mhd. ie hatte bereits den Lautwert in, 
mhd. uo wurde bis zur Mitte des Jahrhunderts noch uo gesprochen, Ende
	        
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