Volltext: Zur Geschichte der oberösterreichischen Mundarten

Aufgabe der Arbeit und Ergebnisse. 
Es soll im folgenden versucht werden, die historische Entwicklung 
der oberösterreichischen Mundarten zu verfolgen. Eine solche Untersuchung 
erscheint im Rahmen dieser Sammlung insofern berechtigt, weil ja die 
Mundarten des oberösterreichischen nordwestlichen Mühlviertels infolge 
des regen, wohl schon seit alter Zeit bestehenden Verkehres vieles mit 
den südböhmischen Mundarten gemein haben und das hier Gesagte auch 
für sie gilt, ohne daß Urkunden von gleichem Alter und in gleicher 
Fülle vorliegen. Zudem trifft ja ein großer Teil dessen, was hier aus¬ 
geführt wird, auf das ganze bayrische Siedlungsgebiet zu. 
Die Untersuchung stützt sich auf die Schreibungen in den Hand¬ 
schriften des 13., 14. und 15. Jhdts. Es ist klar, daß uns diese kein völlig 
getreues Bild der Bauernmundarten ihrer Zeit bieten, und zwar aus 
mehrfachen Gründen. Einmal vermeiden es die Schreiber, grob mund¬ 
artlich zu schreiben; sie verwenden vielmehr jene Herrensprache, die 
über den Einzelmundarten stand und die über ein weites Gebiet ver¬ 
breitet war. Bei einem Vergleich mit den Schreibungen in den Ur¬ 
kunden anderer Donauländer finden wir fast dieselben Erscheinungen, 
wie sie in der folgenden Untersuchung dargelegt werden. Träger dieser 
Herrensprache waren die sozial höher stehenden Stände. Neben dieser 
Herrensprache gingen natürlich die Bauerndialekte einher, die sich 
vielleicht mehr im Wortschatz als in der Lautform unterschieden. Dann 
stehen die Schreiber, was die Wahl der Zeichen anlangt, besonders 
im 13. Jhdt., noch stark unter fremdem Einfluß, der von kulturell fort¬ 
geschritteneren Gebieten ausging. Die besser ausgebildete Schreiber¬ 
tradition des kulturell überlegenen Schwabenlandes war auch für die 
Donauländer maßgebend und es könnten uns manche Zeichen irreführen, 
wenn sich nicht daneben doch die heimische Eigenart in der Schreibung 
durchsetzte. Erwähnt sei auch, daß einzelne Schreibergewohnheiten 
Südbayerns in den Donauländern nachgeahmt wurden. 
Anderseits ist aber auch sicher, daß wir bereits für das 13. Jhdt. 
eine Mehrheit von Bauerndialekten anzunehmen haben, die sich von¬ 
einander unterschieden haben mögen. In welchem Verhältnis die Bauern¬ 
mundarten zur Herrensprache standen, läßt sich nicht leicht feststellen. 
In den meisten Punkten stimmen sie wohl überein, in einzelnen waren 
die Bauernmundarten in Oberösterreich der Herrensprache in der Ent¬ 
wicklung voraus. Dafür sind uns die vielen Diphthongierungen alter
	        
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