Volltext: Die Lebensbeschreibung Severins als kulturgeschichtliche Quelle (2 ; 1903)

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des Taufwassers ermöglichen 1 ). Jedenfalls findet sich, und darin kann 
man eine Stütze für diese Auffassung erkennen, in der vita Severini 
eine Stelle, in der ein besonderer zur Taufe bestimmter Raum (baptis- 
terium) der Kirche zu Passau 2 ) erwähnt wird, und Karl Rodenberg be 
merkt dazu 3 J, daß sich in der Mitte des Baptisteriums ursprünglich wohl 
eine Quelle befunden habe, in der der Täufling der alten Sitte gemäß 
ganz untergetaucht wurde. 
Man hat in den Kirchen zu Quintanis und Passau nach allem offenbar 
Taufkirchen und keine bloßen Oratorien zu erkennen, und man muß 
also die Entstehung der Taufkirchen früher ansetzen, als man es ge 
wöhnlich tut 4 ). 
Es ist ein interessantes Unternehmen, dem Wesen und der Organi 
sation des Mönchtums, das Severin an der Donau begründet hat, 
nachzuforschen. 
Man wird indessen auch hier dem Berichte der Quelle durchaus keine 
Gewalt antun dürfen: von einer minutiösen gesetzgeberischen Wirksam 
keit ist bei Severin keine Rede, es sind durchaus und nur allgemeine 
Grundsätze über die Gestaltung der mönchischen Lebensweise, die er 
verkündigt. 
Im 9. Kapitel lesen wir: „In der Absicht, den Mönchen eine Regel 
zu geben, mahnte er sie angelegentlich, fest zu hangen in den Fuß 
tapfen der heiligen Väter, denen man die Unterweisung zu einem frommen 
Lebenswandel verdanke, und dahin zu trachten, daß nicht der, der Eltern 
und Welt verlassen habe, aufs neue liebäugele mit den Lockungen welt 
lichen Prunkes und das begehre, was er von sich getan. Dabei wies 
er auf das schreckliche Beispiel von Loths Weib hin. Auch gedachte 
er daran, daß die Furcht des Herrn den Reiz der Begierden töten 
x ) Jung, Römer und Romanen S. 160 und Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands 2. Aufl. 
1898 I 350 meinen, der häufigen Überschwemmungen halber sei die Kirche zu Quintanis 
auf einem Rost von Pfählen errichtet gewesen. Doch erklären sie damit nicht die Anlage 
der Kirche auf dem Wasser. 
2 ) Cap. 22, 3: in baptisterio loquebatur (p. 32, 24). Cap. 22, 5: in baptisterio fuerat 
elocutus (p. 32, 32). 
3 ) Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. Zweite Gesamtausgabe. Urzeit. Band IV 51 
Anm. 1. 
4 ) Stephan Zorell, Die Entwickelung des Parochialsystems, Heidelberger Dissertation 1901 
S. 34 meint, in Italien seien die Taufkirchen im 7. Jahrh. entstanden. Ich bemerke, daß es 
sich in Quintanis augenscheinlich um eine Landkirche handelt. 
Wesen ir 
Organisati 
des 
Mönchtur
	        
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