Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Handel und Wandel. 
Jahre hindurch anhielt, war wohl die Hauptursache, daß man stets mit einem 
Deficit arbeitete, welches z. B. 1690 Alles iu Allem fast 1280 fl. Rh. betragen 
hat?^) Doch war an diesem Mißerfolge auch die Qualität des gebrauten Stoffes 
mitschuldig. Derselbe war nämlich „spottschlecht", während die Brauereien der 
Umgebung, worunter namentlich Traunkirchen, Ort, Lambach, Wimsbach und 
Wankham genannt werden, ein „faistes kräftiges Bier" erzeugte». Hiedurch kamen 
auch die durch vorerwähnten Zwang „gemüßigten" Wirte in der Stadt 511 Schaden, 
indem das Geschäft von dieser hinweg auf die benachbarten, mit auswärtigen 
Bieren versehenen „Gehtafernen" Mühlwang, Weher, Ort, Altmünster, Eben- 
zweyer, Traunleithen gezogen wurde?") Das Stadlbräuhaus erfüllte sohin keines¬ 
wegs die ans dasselbe gesetzten Hoffnungen. Um nun wenigstens die Zinsen des 
Anlagecapitals zu retten, wurde das Object vom 1. Jänner 1695 an auf sechs 
Jahre dem Bürger Wolf Wilhelm Reimer für jährliche 400 fl. Rh. in 
Pacht gegeben?") Unter seiner Jnhabuug begann das Stadtbrüuhaus mehr und 
mehr aufzublühen und auch seine Nachfolger verstanden den durch ihn begründeten 
guten Ruf des Unternehmens nicht nur zu erhalten, sondern auch noch zu steigern. 
Dies findet insbesondere iu der allmählich wachsenden Höhe der Pachtsumme Aus¬ 
druck, welche stets im Wege der Licitatio» normirt, z. B. 1815: 4510 fl. W. W., 
1823: 2160 fl. C. M. betragen und sohin dein Stadlsäckel stets eine hübsche Ein¬ 
nahme zugeführt fwt?1) 
Im Jahre 1812 wollte der Magistrat, da sich hiezu eine günstige Gelegen¬ 
heit bot, das Stadtbräuhans verkaufen, erhielt aber nicht die Genehmigung der 
Regierung?2) Am 14. Mai 1844 wurde es durch Feuer gänzlich zerstört, und die 
Brandstätte dem bisherigen Pächter Franz Forsting er um 4725 fl. C. M. 
käuflich überlassen?") Es erstand nun neuerdings aus der Asche und fristete 
weiterhin ein bescheidenes Dasein, bis es 1873 in ein Hotel umgewandelt wurde. 
Da nun auch die Brauerei am Kogel Ende der Siebzigerjahre, die Brauerei am 
See aber 1890 aufgelassen wurde, so war diese Industrie aus der Stadt gänzlich 
verschwunden. Inzwischen hatte» schon lauge zuvor mehrere auswärtige Brau¬ 
firmen (Eggenberg, Puchheim, Zipf, Liudach u. a. m.) ihr hiesiges Absatzgebiet 
immermehr erweitert und endlich die Stadt Gmunden sammt Umgebung zu ihrer 
ausschließlichen Domäne geinacht. Erst 1890 regte sich auch in dieser Frage der 
bürgerliche Unternehmungsgeist, indem die Gemeinde-Ausschüsse Georg Höller, 
Eiseuhäudler, und Johann Har ring er, Hotelbesitzer, den Bau eines bürger¬ 
lichen Bräuhauses in Gmunden in Antrag brachten/") und eine am 7. Mürz 
1891 von dein Bürgermeister Alois Kaltenbruner ad hoc einberufene 
Jnteressentenversammlung den Beschluß faßte, die Gründung eines solchen für die 
Stadt iu vieler Hinsicht nützlichen Unternehmens unverzüglich in Angriff zu 
nehmen?") Thatsächlich erwirkte der Letztgenannte als Mandatar eines Comites 
von der k. k. Bezirkshauptmannschaft Gmunden, sub Z. 11.033/H ddo. 9. August 
1892, die Genehmigung zur Errichtung einer Dampfbrauerei auf den den: Bttrger- 
spitale gehörigen Parcellen Nr. 244/2, 246/2, 3, 4 unb 247 der Catastralgemeinde 
Gmunden. Umstünde finanzieller Natur führten jedoch die Abänderung des ursprüng¬ 
lichen Planes herbei, und es kam, nachdem Bürgermeister Alois Kalte nbrun er
	        
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