Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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, Der Curort Gmunden. 
An besondere» Sehenswürdigkeiten fanden in jener Zeit die Sommer¬ 
gäste die Einpacknng des Salzes in die Ceutucrfassel, dann die Erzeugung der 
Salzküfel und endlich das im Salzoberamtsgebäude untergebrachte Modellen- 
cabinet vor. Letzteres verschaffte „ein deutliches Bild von allen beim Salzbergbaue 
bestehenden Vorrichtungen, sowie von den Holzlieferungsgebäuden, und enthielt 
auch Fossilien und Mineralien aus Ischl und Hallstatt". 13) 
Das gesellige Leben pflegten mit Vorliebe die jeweiligen Vorstäiide des 
k. k. Salzoberamtes. Es war gewissermaßen „ein Hofleben im Kleinen", welches 
sich damals in Gmunden abspielte. So gab es „muntere Feste im Kammerhvf 
und auf der Wunderburg, welcher Hügel mit seinen wohlgepflegten Anlagen eine 
Appertinenz. der Wohnung des jeweiligen Salzoberamtmannes bildete und von 
einem geschmackvollen. Pavillon gekrönt war". Das „Ideal zarter und liebevoller 
Gastlichkeit" war insbesondere der Hofrath Lenoble von Edlersberg. „Wer 
irgend durch Talent und Bildung oder Lebensstellung die Berechtigung dazu hatte, 
fand bei ihm gastlichen Zutritt. Wenn er von verdienstvollen Fremde» erfuhr, 
die sich bei ihm aus Mangel an Empfehlungsbriefen nicht meldete», so g'ieng er 
selbst, sie zu sich zu laden, und wenn sie ihm behagten, ließ er heimlich ihr Gepäck 
aus dem Gasthofe in das Salzoberamt holen, um sie bei sich zu behalten, sorgte 
auf das Sinnreichste für ihr Vergnügen und zeichnete Jeden nach seiner Würdig¬ 
keit aus".") Auch Lenoble's Nachfolger, Franz Ferdinand Ritter von 
Schiller, pflegte jeden Sonn- und Feiertag für Fremde und Einheimische 
Unterhaltungs-Abende zu veranstalten, welche „durch Musik, Tanz und Spiel 
bcn angenehmsten Genuß gewährten".") 
Für das geistige Bedürfnis war ebenfalls vortrefflich gesorgt. Sv stand die 
reichhaltige Bibliothek, des gelehrten Johann Nepomuk Hörner von No ith¬ 
berg den Einheimischen und Fremden stets zil Gebote. Weiterhin vereinigte, wie 
schon früher gesagt ivordeu ist, im Schlosse Ort der Dichter Mathias Leopold 
Schleiffer stets einen Kreis Gleichgesinnter um sich, wozu auch Fremde Zutritt 
hatten.") Auch ein Lesezirkel, gegründet von dem Musterlehrer Johann 
Nepomuk Wolf, blühte durch eine Reihe von Jahren. Durch dieses Mannes 
„gütige Besorgung wurden jährlich sechs bis acht Zeitschriften bestellt, wofür jeder 
Theilnehiner 4 fl. C. M. beitrug, und wöchentlich ein bis zwei Hefte zum Lesen 
erhielt".") An seine Stelle trat später die schon früher genannte, von dem 
Buchbinder Josef Fink 1848 gegründete Leihbibliothek. 
Dem geselligen Leben diente damals bereits das im Hause 9ir. 5 der 
Kammerhofgasse bestehende Kleinhäupl'sche, ziemlich primitive Kaffeehaus, 
welches sein nachmaliger Besitzer Michael Driethaler in das Hans Nr. 8 am 
Nathhausplatz übertrug und am 1. Mai l850 daselbst eröffnete. Es tvar „der 
Sammlnngspunkt alles dessen, was Gmunden zeitweise an merkwürdigen Persönlich¬ 
keiten aufzuweisen hat. Von der Terrasse und dem Balcou desselben, wo immer 
die gewählteste Gesellschafb versammelt ist, getvährt die Aussicht über den ganzen See 
tvahrlich einen Hochgenuß, wie er nicht leicht irgend >vo anders zu finden ist".") 
Mancherlei Abwechslung und Vergnügen boten endlich mehrere Spazier¬ 
gänge, dann größere Ausflüge in die reizende Umgebung der Stadt theils zu
	        
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