Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Der Curort Gmunden. 
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Minder günstig als mit der Unterkunft in den Gasthäusern sah es mit den 
Privatwohnuugen aus. „Der Mangel an schönen und billigen Wohnungen", so 
läßt sich ein Zeitgenosse vernehmen, „ist höchst empfindlich. Nur wenige sind in 
angenehmer Lage und diese wenigen werden übermäßig theuer geboten. Elende 
Kämmerchen werden mit 4— 5 fl. des Monats verlassen"?) Dieser Uebelstand 
verscheuchte manchen Sommergast; „1826 gab es noch deren 50, ] 827 schon zog 
sich, wie 1828 alles nach Ischl, da doch Gmnnden so eine reizende Lage und 
manche Vorzüge hat". Daß sie dort mit offenen Armen aufgenommen wurden, 
ist begreiflich?) 
Leider stand die Bevölkerung Gmundens, was uns vom heutigen Gesichts¬ 
punkte aus freilich unverständlich ist, in ihrer Mehrheit damals dem Fremden- 
zuflussc wenig sympathisch gegenüber, da sie von diesem eine „Vertheuerung des 
Lebens" befürchtete. Die veralteten Anschauungen, welche wir eingangs dieses 
Capitels geschildert, und die der Bewohnerschaft gewissermaßen von amtswegcn 
eingeimpft worden waren, übten demnach noch immer ihre unangenehme Wirkung. 
Man konnte sich daher auch nur schwer zur Herrichtnng von Wohnungen und 
Vermietung derselben an Fremde entschließen, obwohl nach Ausfüllung des Stadt¬ 
grabens die Häuserzahl der Stadt Gmunden, tote ans der Häuserchronik ersichtlich 
ist, allmählich eine Vermehrung erfahren hatte. Mit Ausnahme eines einzigen 
zum Zwecke der Fremdenbeherbergung 1839 von Franz Grub er ausgeführten 
Neubaues (Bürgerschulstraße Nr. 2) geschah durch längere Zeit in dieser Hinsicht 
so gut wie nichts. Erst seit Mitte der Fünfzigerjahre besserte sich dieser Zustand, 
nachdem Bürgermeister Johann Tagwerker im Hinblick auf die Thatsache, 
„daß immer mehr Fremde an einem Aufenthalte in Gmunden Wohlgefallen 
finden", jene Bewohner der Stadt, welche verfügbare Wohnungen hatten, ihm 
diese bekannt zu geben oder auf der Gemeindekanzlei zu melden einlud, damit 
die Fremden sich dort Auskunft holen und ihnen das lange Suchen nach Wohnungen 
und das Herumfragen erspart werden könne?") 
Im klebrigen aber hatten sich schon früher mehrere fremde Sommergäste 
hier einen eigenen häuslichen Herd gegründet. So war bereits 1815 von dem 
k. k. Hofschauspieler in Pension Josef Lange aus Wien in der Ortschaft Weyer, 
dermalen Hochmüllergasse Nr. 17 eine Villa, die erste in der Gegend, gebaut 
worden, welche im Volksmunde noch heute nach ihm den Namen „Langgütl" 
führt.") 1839 baute dann Josef Solterer, Besitzer der Herrschaft Mühlwang, 
in der nächsten Nachbarschaft der vorgenannten Villa „ein schönes Sommerhaus" 
(Hochmüllergasse 11) zum Aufenthalte für Fremde, während schon ein Jahr zuvor 
l. F. Graf Thun-Hohenstein, Landstand und Gutsbesitzer in Tirol, an 
Stelle der bisherigen „Tuschenschanze" eine Villa (Schlagen Nr. 51) hatte erstehen 
lassen. Auf diese Bauten folgten weiterhin 1846 —1847 die Villa Kolbe 
(Wunderburgstraße Nr. 1), 1849 die nachherige Villa Pittel in Ort, 1851 die 
Villa Dierzer (Wunderburgstraße Nr. 3) und die Villa Sieghartsburg (Schiffs¬ 
lände Nr. 16), 1853 die Villa Leiden in Ort, 1855 die Villa Hebbel daselbst, 
während im selbe» Jahre Graf Clemens St. Julien das Hans Nr. 7 auf 
dem Franz Josefs-Platze käuflich erwarb?^)
	        
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