Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Veretnsleben. 
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Kräftigung und Ausbildung physischer Gewandtheit) entfernen, unbedenklich ge¬ 
stattet werden kann, daß jedoch dergleichen Anstalten sorgfältig zu überwachen 
sind. Demzufolge sind alle etwa vorkommenden Versuche der Abweichung von 
jener Bestimmung, oder sonstige Mißbräuche, welchen insbesondere der Fall bei¬ 
zuzählen wäre, wenn jene Anstalten mit auswärtigen Turnvereinen in Verbindung 
treten sollten, gleich im Keime wirksam zu unterdrücken, und wird es daher zweck¬ 
mäßig sei», vorzüglich den politischen Charakter derjenigen genau ins Auge zu 
fassen, welche sich als Leiter au die Spitze solcher Anstalten stellen oder sich die 
Förderung derselben besonders angelegen sein lassen".') Diese polizeiliche Vorsicht 
war für Gmunden insoferue überflüssig, als damals noch Niemand an die 
. Gründung eines Turnvereines dachte. Hiezu gab erst im März 1861 der Eisen¬ 
bahnbeamte Theodor O r t n e r die Anregung, indem er eine auf die Errichtung 
einer „Turnanstalt" in Gmunden abzielende Subscriptionsliste circuliren ließ, 
die mit 60 Unterschriften bedeckt au ihn zurück gelaugte. I» einer hierauf beim 
„goldenen Hirschen" abgehaltenen, vorbereitenden Versammlung wurde daun ein 
fünfgliederiges Comitö geivählt, welches zunächst für die neue Turnanstalt im 
zweiten Stocke des Gasthauses „zum goldenen Anker" (Kammerhofgasse 7) ein 
Uebungslocal miethete, in der Person des Louis Kuuz recte Kneiß einen 
Turnlehrer bestellte und die Gründung eines „Vereines zur Förderung des Turnens 
in Gmunden" vorbereitete. Dieser war der zweite Turnverein in Oberösterreich, 
und erhielten dessen Statuten, deren § 1 kurz und bündig „die Förderung des 
Turnens" als Vereinszweck angibt, am 11. August 1861, Nr. 4183, die behörd¬ 
liche Genehmigung?) Die Leitung des Vereines wurde einem „Turnrathe", aus 
dem Vorstande, Turnwart, Cassier, Zeugwart, Schriftwart und zwei Beisitzern 
bestehend, anvertraut. Der junge Verein übernahm nun die erwähnte Turnaustalt 
sammt allen Geräthen, von denen die meisten der k. k. Salinenbeamte Josef 
Philipp Kocziczka von Freibergs wall unentgeltlich beigestellt hatte, in 
sein Eigenthum, und errichtete bereits im nächsten Jahre im Gastgarten des 
Jakob Nöstlinger, Bahnhofstraße Nr. 8, einen Sommerturnplatz, für welchen 
der Gemeinde-Ausschuß die Jahresmiete per 5 fl. bestritt?) Im Gründungsjahre 
zählte der Verein 12 ausübende Mitglieder, während im Mai 1862 bereits 
24 Knaben an dem Turnunterrichte theilnahmen. Seit März 1863 versah die 
Stelle eines Turnlehrers der ehemalige k. k. Lieutenant August Tisch, Sohn 
des Hoteliers „zum goldenen Schiff", Franz Tisch, mit einem Monatsgehalte 
von 30 fl., wozu die Gemeindevertretung jährlich 120 fl. beitrugt Als jener 
anfangs October desselben Jahres nach Cilli übersiedelte, blieb der Posten vor¬ 
läufig unbesetzt, bis denselben am 30. Juni 1864 der „absolvirte Jurist" Johann 
Paul Kehl aus Meiningen in Tirol zuerkannt erhielt und ihn am 1. Juli des¬ 
selben Jahres antrat?) 
Im Jahre 1865 errichtete der Turnrath eine besondere Turnstnnde für 
Mädchen, die anfänglich zehn Theilnehmerinnen zählte. Am 19. Februar desselben 
Jahres hielt der Verein im Gasthofe „zur Stadt Gmundei:" sein erstes Tanz- 
kränzchen ab, welches in seinen jährlichen Wiederholungen, die stets im Cursaale 
stattgefunden haben, geraume Zeit hindurch eine der beliebtesten Faschings-
	        
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