Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

288 
Musik und Theater. 
Hauses Nr. 7 der Kammerhofgasse „unter dem nackte» obersten Dachwerk" ein¬ 
gerichtet worden. Es war sehr enge, wurde durch zahlreiche „offene Lichtamperl" 
erhellt und hatte bloß einen, noch dazu sehr schmalen Ausgang. Da überdies 
im Hause selbst viele, zur Salzküfelerzeugung dienende brennbare Stoffe angehäuft 
waren, so erregte dieser Musentempel unter den Anrainern stets „die schwer- 
müthigsten Besorgnisse"?^) Trotz alledem fanden ihn die Anhänger Thaliens 
„geräumig und niedlich". Er gab nicht nur den einheimischen Dilettanten, sondern 
auch durchreisenden Schauspieler-Gesellschaften Gelegenheit, von ihrem Können 
Zeugnis abzulegen. Die Dilettanten-Gesellschaft recrutirte sich zumeist aus Mit¬ 
gliedern der Beamtenfamilien. In ihrer Mitte entzückte des Oeftercn der auf 
Sommerfrische antveseude k. k. Theaterrathund Hofschauspieler Lange aus Wie» 
das Publikum durch sein ausgezeichnetes Spiel. Die betreffenden Vorstellungen 
fanden stets zu Gunsten des Armeninstitutes statt. Hiebei wagte man sich bis¬ 
weilen sogar an die Aufführung von Opern, wie denn einmal „Die Zauberflöte" 
von W. A. Mozart „unter doppeltem Leggelde" (bei erhöhten Eintrittspreisen) 
über die Bretter gieng. Einer solchen Vorstellung wohnte 1799 auch Erzherzog 
Johann bei.'9) Außer dieser Schaubühne entstand zu Anfang des XtX. Jahr¬ 
hunderts im Hause Nr. 3 der Kirchengasse rückwärts im zweiten Stocke gleichfalls 
ein kleines Theater, über welches aber nichts Näheres bekannt ist. 
Dem künstlerischen Wirken der Gmundener Gesellschaftskreise bereitete eine 
kaiserliche Verordnung vom 15. November 1801, Nr. 4587, ein unverhofftes Ende. 
Diese untersagte den kaiserlichen Beamten ausdrücklich die Theilnahme an der 
Aufführung von „Privatkomödien" und verbot überhaupt deren Jnscenirung, 
„weil dadurch Geschäftsmänner öfters von ihren Obliegenheiten gehindert werden, 
und bei dieser Unterhaltung bei Manchen eine üble Leidenschaft erregt wird"?9) 
Von dieser Verordnung wurde bloß im folgenden Jahre, als dieselbe Dilettanten- 
Gesellschaft zu Gunsten der Abgebrannten von Kremsmünster eine Vorstellung 
geben wollte, mit der Beschränkung eine Ausnahme gemacht, daß bei der Auf¬ 
führung des Schauspieles „Armuth und Edelsinn" weder landesfürstliche Beamte 
„als Schauspieler auftreten, noch andere Bürger ihre Gewerbsgeschäfte verab¬ 
säumen"?') Erst zwanzig Jahre später wird wieder von dem Bestände einer 
Dilettanten-Gesellschaft berichtet, indem eine solche 1822, aus Anlaß der Jubelfeier 
des k. k. Salzoberamtmaunes Josef Lenoblc von Edlersberg das Stück 
„17 Abbfe de 1' Epre“ als Festvorstellung aufführte?") 
Neben den Dilettanten wirkten in Gmunden öfter auch auswärtige berufs¬ 
mäßige Theater-Unternehmer. So erhielt am 30. März 1805 Ferdinand 
Kibler, Theaterdirector in Wels, von dem k. k. Kreisamte Steyr die Bewilligung, 
nach Ostern durch einen Zeitraum von sechs Wochen seine „theatralischen Vor¬ 
stellungen" in der Stadt Gmunden gegen dem geben zu dürfen, daß er 
1. bloß censurirte Stücke aufführe, 
2. sowohl selbst, als auch sein Personale stets ein moralisches Betragen 
beobachte, 
3. seine Truppe von allem Extemporiren zurückhalte, und 
4. eine Vorstellung zum Besten des Armeninstitutes gebe?9)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.