Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Musik und Theater. 
Ueber den Erfolg dieser refvrmatorischen Bestrebungen ist nur bekannt, daß der 
Magistrat die Musikanten mit den zu den Tanzunterhaltungen nöthigen Jnstrnmenten 
ausrüstete, damit sie nicht mehr genöthigt wären, die Kircheninstrumente zu deren 
Schaden hiebei z>i verwenden. Im Jahre 1804 stellte der Magistrat weiterhin 
die zu einer „türkischen Musik" nöthigen Instrumente, u. zw. eine große und eine 
kleine Trommel, ein Glockenspiel mit neun Tönen, einen „Mondschein" (Halbmond) 
mit „fünf Glöckcln und 22 Schellen", dann zlvei Pauken und ebensoviele Clarinette, 
alles um 175 fl. 20 kr. C. M. bei. > 
Nachdem Ghrowetz Bürgermeister geworden, trat übrigens wieder der 
Regens Chovi (Donatus Kaiser) in seine Rechte. Die Gmundcncr „Stadt- 
musik" zählte damals siebe» Mitglieder, d. i. kurz gesagt sämmtliche Kirchenmusiker. 
Sie ümrde aber gewöhnlich durch „von auswärts herbeigerufene Helfer" verstärkt. 
Diese Capelle „war wohlgeschult" und hatte sich schon in jener Zeit „vor den 
übrigen landesfürstlichen Städten mit Beifall ausgezeichnet". Erwähnenswert 
erscheint hiebei, daß dieselbe noch in den Dreißigerjahren einem alten Gebrauche 
nach stets am Charsainstage um Mitternacht auf dem Calvaricnberge, und am 
Ostersonntage Mittags 12 Uhr auf dem obersten Balcone des Rathhanscs eine 
Mnsikproductivn veranstaltete?) 
Die Leitung der Stadtmusik gieug nach D. Kaiser's Tode auf seinen 
Nachfolger/ den Chorregenten Johann Krepp er über. Nach dessen Tode 
(1861) aber löste sich die Stadtmusikcapelle auf, und die von dein Chorregenten 
Johann Stagl ins Leben gerufene „Knabencapelle" vermochte sie nicht zu er¬ 
setzen. Gmunden entbehrte sohin durch eine Reihe von Jahren eine ständige 
Capelle. Diesem fühlbaren Mangel wurde erst durch die im Jahre 1875 erfolgte 
Schaffung der V e t e r a n e n - M u s i k c a p e l l e abgeholfen, von welcher noch die 
Rede sein wird. Zehn Jahre später faßte dann der Gemeinde-Ausschuß den 
Beschluß, wieder eine städtische Musikcapelle ins Leben zurufen?) Zu 
dem gedachten Zwecke bestellte der Gemeinde-Ausschuß ein aus dem k. k. Rechnungs¬ 
rathe i. P. Alois Kaltenbach, dem Privaten Aemil Neumanu von 
Spallart lind dem Advocaten Dr. Karl Beistvrfer zusammengesetztes 
„Musik-Comite". Ueber dessen Vorschlag wurde am 7. December 1885 Karl 
Schulz, bisher Orchesterdircctvr i» Hermannstadt, als Dircctvr der Stadtcapelle 
bestimmt. Nach dessen Tode (März 1888) wurde am 29. August desselben Jahres 
A l oi s Na d l egg er, und am 19. September 1894 Karl Th e o d o r Gro h m a im 
zum Stadtcapellmeister ernannt?) 
Dem Gedanken der Neubegründung einer Stadtcapelle lag die Idee zu 
Grunde, daß der jeweilige Capellmeister durch musikalische Ausbildung jugendlicher 
Kräfte sich einen Grundstock für das nöthige Personale zil schaffen habe. Dieses 
Vorhaben konnte aber aus verschiedenen Ursachen leider nicht ausgeführt werden. 
Die genannten Capellmeister waren sohin unter Heranziehung auswärtiger Kräfte 
lediglich ans die in Gmundeil vorhandenen, älteren musikalischen Elemente an¬ 
gewiesen. Erst dein „Verein zur Förderung und Erhaltung der Stadtcapelle" in 
Gnittnden gelang es, in dieser Angelegenheit etivas Positives zu schaffeil, und ist 
hierüber an einer anderen Stelle dieses Bandes Näheres zu finden.
	        
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