Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale, 
da mehrere Bäckermeister infolge des Hochwassers die Arbeit einstellen mußten. 
Das Theater wurde Samstag geschlossen. 
In der Stadt vollzog sich die Räumung der Locale und Delogirung der 
Wohnparteien in voller Ordnung und wurde der Verkehr mit Gondeln aufrecht 
erhalten. Viele benützten die Gelegenheit, mit einem Schiffe das Jnnndations- 
gebiet zu befahren und in Augenschein zu nehmen. Das Hotel „Schiff", die 
Restauration „zum Schwan", das Cafö Pttrstinger, namentlich aber die Hotels 
„Austria" und „Bellevue", der Cursalon sowie das Cafö Horejschh au der 
Esplanade erlitten großen Schaden. Der Dampfschiffsteg am Rathhausplatze sank 
bereits Freitag, die überschwemmten Anlagen ain Franz Josef-Platz litten leider 
auch durch unvorsichtige Fahrer Schaden, indem die Pflanzen durch Ruderschläge 
sammt der Wurzel aus dem Erdreich gerissen wurden. Die städtische Schwimm- 
und Badeanstalt wurde ebenfalls hart mitgenommen. 
Hatten die öffentlichen Organe hier viel zu thun, so war das Gleiche auch 
in Traundorf der Fall. Als daselbst die Gefahr aufs Höchste stieg, wurde das 
bedrohte Gebiet nochmals befahren und mußten mehrere hart bedrängte Bewohner¬ 
in Weher, welche sich nicht mehr retten konnten, aus den Häusern ausgehvben 
werden. Wachleiter Schwarz rettete ain Samstag um 10 Uhr Vormittags 
einige Familien, zusammen neun Personen, welche sich ans den Dachboden ihres 
Hauses geflüchtet hatten. 
Außer der Ortschaft Traunstein waren am rechten Ufer die Frey-Gasse und 
die Weherstraße, die Gaswerkstraße, der Bahnhof der Lambach — Gmundener Bahn, 
welche infolge des Einsturzes der eisernen Brücke in Lambach Samstag Mittags 
den Verkehr einstellen mußte, die Schiffslände, die Straße zur Trauubrücke und 
die Linzerstraße bis zum Hause des Fleischhauers Pramböck inundirt. Bot 
schon die Weherstraße, in welcher manche Häuser bis zum Dache im Wasser standen, 
und in welcher angeschwemmtes Holz die Passage bis zum schwer bedrängten Gast- 
hause in Weher unmöglich machte, ein trauriges Bild, so gewahrte man das 
Unglück von der Anna-Straße aus in anderer Hinsicht. Die Gärten, in welchen 
vorherrschend Gemüsebau getrieben wird, glichen Seen und waren dieselben total 
vernichtet. Das Haus Nr. 17 in der Weherstraße erlitt durch den Einsturz einer 
Stiege eine schwere Beschädigung. Auch das Freibad wurde beinahe ganz demolirt. 
Der Bahnhof glich einer Holzlegestätte. Hier lagen Bau-, Laug- und Brennholz in 
einem Chaos durcheinander. Schweren Schaden nahmen weiter das Hotel Mucha 
und das Haus des Kunsttischlermeisters Wiesaner. Im Hause des Hofbäcker- 
meisters Kemmetmüller drang das Wasser bis zu den Backöfen. Die 
Geschäftsleute, deren Magazine bedroht waren, ließen dieselben schon Donnerstag 
räumen. 
Die neuerbaute Traunsteinerstraße war in ihrer ganzen Länge überschwemmt. 
Im Staininger'schen Kalkgewerke mußten die im Betriebe stehenden Hochöfen 
auf kleine Feuer gestellt werden. 
Während der Rettungsaction vollzogen sich hüben wie drüben anerkennens¬ 
werte Acte von Nächstenliebe. Alan war bestrebt, nach besten Kräften zu helfen. 
Eine kranke Frau, ivelche in Weher delogirt werden mußte, fand in einem Hause
	        
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