Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale, 
Er führte i» früherer Zeit den Namen „hitziges Fieber", „hitzige Krankheit" (noch 
heute im Volksmunde so genannt) oder auch „ungarische Krankheit" („morbus 
huhgaricus“). Sein Auftreten melden uns die Actell zuerst in den Jahren 
1649 —1650. Mit ganz besonderer Bösartigkeit herrschte die Krankheit zu Beginn 
des Jahres 1704 und dauerte bis in den Mai hinein. Sie erhöhte damals die 
Zahl der jährlichen Todesfälle in der Civilbevölkerung auf 114, was um so 
enormer erscheint, als das Sterblichkeitsmittel der zehn vorhergehenden Jahre nur 
eine Mortalitätszisfer von insgesammt 32 Personen aufweist. Zu jenen 1l4 Ver¬ 
storbenen kamen aber noch 26 Musketiere des Regiments Re v ent lau, welches 
hier in Garnison lag und die in der Zeit vom 20, Februar bis 30. März 1704 
an Typhus gestorben firib.23) Die „hitzige Krankheit" war es auch, welche in 
den Jahren 1741 —1743 ununterbrochen mit völlig endemischem Charakter in 
Gmunden herrschte. In dieser Zeit forderte die Jahressterblichkeit, u. zw. 1741: 101, 
1742: 144, 1743: 124 Opfer, welche Ziffer erst 1744 wieder auf 61 gesunken ist,2"') 
Ein typhöses Fieber, für das man die Bezeichnung „Nervenfieber", auch „Faul-" 
oder „schleichendes Fieber" anwendete, erlangte im Winter 1802/03 eine ziemliche 
Ausdehnung. Sein Auftreten hielig zweifellos mit dem damals beobachteten tiefen 
Stande des Grnndwassers zusammen, welcher sogar den heil. Brunnen versiegen 
machte und die Bevölkerung zum Genusse des qualitativ zweifelhafte:: Seewassers 
nöthigte. Es starben im Ganzen sechs Personen.23) Aus derselben Ursache 
erkrankten im Winter 1834/35 an dieser Krankheit, die man nun „typhöses 
Gallenfieber" nannte, 90 Personen, wovon 18 mit Tod abgiengen.23) Aus neuerer 
Zeit ist das Auftreten des Abdominaltyphus in epidemischer Form im Jahre 
1875, dann 1892 (64 Erkrankungen, 27 Todesfälle) »och allgemein in lebhafter 
Erinnerung. Die Erkrankung nnirde in beiden Fällen durch den Wasserbezug aus 
dem öffentlichen Ziehbrunnen am Rinnholzplatze hervorgerufen, der nun für immer 
unschädlich gemacht ist. Die wiederholten Attaquen dieser mit Recht gefürchtete» 
Krankheit sind, soweit es sich nicht um vereinzelte, von auswärts eingeschleppte 
Fälle handelte, mit Bestimmtheit aus der früher entschieden mangelhaften Ver¬ 
sorgung der Stadt mit gutem Wasser und ans dem primitiven Zustande der 
Fäcalienabfuhr, welcher zur Verunreinigung des Bodens wesentlich beitrug, 
erklärlich. Es steht aber mit Sicherheit zu hoffe», daß durch die Fertigstellung 
der allgemeinen Trink- und Nutzwasserleitung wie auch der tadellosen Schwemm- 
canalisation jener böse Gast für immer aus den Mauern von Gmunden verbannt 
bleiben werde. 
Ueber das Auftreten einer der gefürchtetsten Krankheiten, der Blattern 
(Variola vera), liegt aus früherer Zeit nur die spärliche Meldung vor, daß 
dieselben 1649/50 in Gmunden und Umgebung epidemisch geherrscht haben,27) 
Im Winter 1872/73 grassirte die Krankheit mit bedeutender Heftigkeit nicht nur 
in der Stadt, sondern überhaupt im politischen Bezirke Gmunden, in welchen: 
insgesammt 306 Personen von ihr hinweggerafft wurden.2") Auch in den 
Jahren 1883/84 forderte daselbst die nämliche Krankheit 79 Opfer.2") In 
neuester Zeit sind (seit 1890) in Gmunden selbst keinerlei Blatternerkrankungen 
vorgekommen.
	        
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