Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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Im Uebrigen ließ man weder Attest noch Eidschwur allein gelten, sondern des- 
insieirte jeden Ankömmling durch eine ausgiebige Räucherung mit „Pech, Schwefel, 
Speik und Asauth", tvelche Stoffe in eigenen „Rauckpfandeln" zur Verbrennung 
gebracht wurden. Mittlerweile starben zu Anfang November in der Stadt drei 
Personen „zwar an der Pest nit, aber an der hitzigen Krankheit". Gleichwohl 
würdigte der Magistrat den Ernst der Lage, unterließ die Abhaltung des Leopoldi- 
Jahrmarktes und bestellte den Badknecht Hans Höllriegl, der beim Stadtbader 
„in der Arbeit" stand, damit er im Falle „die Jnsectiou und pestilentische Krankheit 
sollte einreißen", sich als Krankenpfleger gebrauchen lasse. Er bekam vorläufig 
ein Wartgeld von ivöchentlich 1 fl. 30 kr. Rh., durfte aber die Stadt nicht ver¬ 
lassen. Diese Vorsichtsmaßregel war um so begründeter, als die Pest schon 
bedenklich nahe gegen Gmunden herangerückt, und in der „alten Taferne" zu 
Laakircheu ausgebrochen ivar. Auch das Schulhaus daselbst hatte sie ergriffen, 
weshalb man beide Häuser gänzlich vom Verkehre absperrte. Während aber die 
Bewohner des Wirtshauses alle starben, kam die Familie des Schulmeisters mit 
dem Leben davon. In Gmunden suchte mau sich nun allerdings dadurch zu 
schützen, daß man, was der Turnergesell unter Trvmpetenschall öffentlich ver¬ 
kündete, den Bewohnern von Laakircheu das Betreten der Stadt untersagte. 
Aber auch dadurch wurde die Seuche nicht mehr abgehalten. Schon Mitte 
December trat, worin der Stadtrichter „den Zorn Gottes" erblickte, die gefürchtete 
„Coutagion" (Pest) auch in Gmunden, u. zw. in der Vorstadt Kranabeth auf, 
woselbst sie binnen Kurzem (20. December) ein Ehepaar hinwegraffte. Man stellte 
nun von amtswegen, da der Magistrat „nicht alles allein thun könne", mehrere 
Bürger auf, die im Vereine mit den Viertelmeistern aus Vorkehrungen gegen die 
Weiterverbreitung der Seuche sinnen sollten. Diese Sanitätscommission griff dem 
ungebetenen Gaste gegenüber abermals zu dem bereits 1672 erprobten Mittel der 
gänzlichen Absperrung des genannten Seuchenherdes, hielt durch ihre Energie nicht 
nur die Stadt, sondern auch das übrige Salzkammergut von der Pest frei und 
erzielte insbesondere die ungehinderte Abhaltung der wichtigen Wochenmärkte. 
Die strenge Contumaz der Bewohner von Kranabeth dauerte vom 20. December 
1679 bis 20. April 1680, sohin volle siebzehn Wochen. Während derselben 
wurden jene von den Commissären mit Lebensmitteln u. dgl. versorgt, wozu 
man nebst Brennholz, Kerzen, Schuhen u. s. w. 1004 Laib Brot, 578 ii Fleisch, 
118 7o A Schmalz, 140 Massel Gries und ebensoviel Mehl benöthigte. Die 
Kosten hiefür betrugen rund 617 fl. Rh., wovon bloß 30 fl. durch Spenden der 
Bürgerschaft, das übrige vom Stadtkammeramte gedeckt wurde. Gleich zu Beginn 
der Krankheit war auch Höllriegl als „ausgesetzter Bader" in Activa getreten. 
Er bewohnte in Kranabeth ein ihm zugewiesenes Haus und erhielt, da die Seuche 
daselbst immer weiter um sich griff, in der Person des Badknechtes Urban 
Hienstorffer einen Gehilfen zugetheilt. Weiter vervollständigten dieses Sanitäts¬ 
personale vier Wärterinnen und ebensoviele Leichenträger. Sie alle versahen ihren 
schweren Dienst klaglos, und insbesondere „pflegte und curirte" der Bader „mit 
höchster Gefahr seines Lebens die an der Pest krank liegenden Menschen". Hiebei 
sei übrigens bemerkt, daß die nöthigen internen Medikamente, allerdings par 
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