Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
Gmunden wieder von der Pest heimgesucht, welche diesmal in der Vorstadt 
Traundorf, U>ie es scheint, ziemlich heftig zum Ausbrlich kam. Um ihre Weiter¬ 
verbreitung zu hindern, griff der Magistrat zn einenl drakonischen Mittel: Er ließ 
den genannten Ortstheil bis zum völligen Erlöschen der Seuche, d. i. durch volle 
dreizehn Wochen von jedem Verkehre mit der Stadt absperren, versah übrigens 
die bedauernswerten, mit den Pestkranken internirten Bewohner desselben mit 
ärztlichem Beistand und Lebensmitteln, für welch' letztere 
rund 1300 fl. Rh. verausgabt wurden. Durch diese 
Methode wurde der angestrebte Zweck vollkommen erreicht. 
Wie viele Personen damals der Pest zlim Opfer fielen, 
vermögen wir nicht anzugeben. Ihrem Auftreten verdankt 
jener Denkstein, welchen der Stadtrichter I. G. Vorrig 
im Jahre 1674 an der Ecke des Hafnerhauses in Traundorf 
(Linzcrstraße Nr. 2) errichten ließ, und den die Ueber¬ 
lieferung noch heute als „Pestsäule" bezeichnet, seine Ent¬ 
stehung.") 
Als die Pest im Sommer 1679 mit großer Gefähr¬ 
lichkeit zu Preßburg und Wien grassirte, und gegen Ende 
August auch über das Land ob der Ens hereinbrach, ließ 
es der Magistrat von Gmunden an der nöthigen Belehrung 
der ganzen Bürgerschaft nicht fehlen, sondern versammelte 
dieselbe am 4. September und machte sie mit dem Inhalte 
eines jüngst erschienenen Patents der Landeshauptmann¬ 
schaft bekannt, „tvie man sich bei dieser laidigen Sucht zu 
halten habe". Auch der Phhsicus Dr. Tobias Gregor 
von Glanz wirkte im aufklärenden Sinne: Er verfaßte 
eine „Jnfectionsordnung, wie man sich zur Zeit dieser 
höchst contagiosischen Seuch' vor der grassirenden und an¬ 
steckenden Pestilenzischen Krankheit präserviren könne", ver¬ 
ehrte davon „etliche Exemplaria" dem Magistrate und 
erhielt dafür eine Remuneration von 12 fl. 45 kr. Rh. 
Im klebrigen hatte der Rath bereits am 3. September 
beim Traun- und Christophsthore mehrere beeidete Wächter 
aufgestellt, die ein jeder täglich 8 kr. erhielten. Das obere 
Thor aber wurde gänzlich gesperrt und bis Mitte Februar 
1680 geschlossen gehalten. An jenen beiden Thoren wurde auch auf besonderen 
Tafeln die Eidesformel angebracht, welche ein jeder Wanderer schwören mußte, der 
sich mit keiner schriftlichen Bescheinigung seiner Herkunft aus einer seuchenfreien 
Gegend ausweisen konnte. Sie lautete wie folgt: „Ich R. R. schwöre hiemit zu Gott 
dem Allmächtigen und dem heiligen Evangelio einen corpvrlichen Ahd, daß ich in 
einem Monat oder vierzehn Tagen an keinem solchen Ort, welcher mit der laidigen 
Sucht der Pestilenz oder einer andern abscheichlichen Krankheit inficirt und behafft ist, 
mich aufgehalten, auch weder ich noch die Meinigen seithero allda weder gehandelt 
noch gewandelt (haben). Dies wie ich wahr schwöre, also helfe mir Gott! Amen".
	        
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