Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
253 
späteren Anlässen die Stadtpfarrkirche des Oeftereii inittels angebranntem Wach¬ 
holdergesträuch,') durch dessen Dämpfe man die Ansteckungsgefahr zu bannen 
glaubte. 
Auch 1570 drang die Seuche neuerdings in Gmunden ein. Schon zwei 
Jahre vorher hatte Kaiser Maximilian Il.^.die Bürger von Gmunden erinnert, 
daß er bereits durch gedruckte Pateilte die in Böhmen, Schlesieil und der Lausitz 
„einreißeude Jnfection und Sterblenff'". bekannt gegeben und zugleich eiue Ver¬ 
ordnung kuudgethau habe, wie man mit solchen Personen verfahren müsse, die 
von jenen Provinzen nach Oberösterreich kommen. In Anbetracht der Wichtigkeit 
des Gegenstandes setze er voraus, daß sich die Bürger von Gmunden, bei sonstiger 
Strafe, an diese Vorschriften halten lverden. Insbesondere solle der Magistrat 
die Stadtthore scharf bewachen lassen, allen Personen den Eintritt verwehren, 
„so ohne Schein (Paß) von sterbenden (verseuchten) Orten kommen", und jene 
Wirte, lvelche solche ausweislose Leute beherbergen, „mit Ernst unverschont" 
bestrafen?) An der Maut zu Gmunden aber, in welche „für und für allerlay 
Volks hineinläufst, das den Amtleuten gefährlich sein wurde", gebrauchte man in 
diesen „sterbenden Leuffen" die Vorsicht, daß die Beamten nicht direct, sondern 
durch ein im Vorhause angebrachtes Fenster mit dem Publikum verkehrten und 
Niemanden in die „Mautstuben" eintreten ließen, „der ihnen nit gefällt"?) Die 
Seuche des Jahres 1570 war sehr bösartig und verschonte auch die wohlhabende 
Bevölkerlingsclasse nicht, was ans dem Umstande hervorgeht, daß in diesem Jahre 
nicht weniger als 42 Verstorbene mit der großen Glocke ausgeläutet wurden, was 
sich nur die bessere Classe leistete und sonst, höchstens fünf- bis sechsmal im Jahre 
geschah. Die Krankheit raffte ganze Familien hinweg, so die des Bürgers Georg 
Gfeller, welcher mit seiner Ehefrau und vier erwachsenen Kindern der Seuche 
erlag?) 
Auch zu Beginn des folgenden Jahres war es in Gmunden „der Jnfection 
halber nit allerdings fridlich". Der Kaiser befahl deshalb dem Magistrate, den 
neugewählten Stadtrichter erst dann zur Eidesleistung nach Wien 311 schicken, 
„wann es mit der Jnfection besser geworden"?) In der Folge erlosch die Seuche 
wieder und so konnte die Stadtbehörde im Sommer 1575 an die Landes¬ 
hauptmannschaft berichten, daß in der Stadt und im Burgfried nichts von einer 
Jnfection herrsche. Zugleich versprach sie, das von dieser Landesstelle in Sachen 
der Epidemiegefahr jüngst erlassene Generalmandat zu befolgen und insbesondere 
allwöchentlich die Todtenzettel nach Linz zu senden?) Die Sicherheit dauerte aber 
nicht lange. Bereits im folgenden Jahre herrschte in Venedig wie in Nieder¬ 
österreich die „Jnfection". Da sich nun von jenem Handelsplätze aus viele Leute 
nach Deutschland flüchteten, so ergieng ein Befehl der Landeshauptmannschaft an 
den Stadtmagistrat von Gmunden, „auf alles dergleichen eingeschlichene welsche 
Gefindt, was Standt's oder Thuen sie seien", gute Achtung zu haben, sie weder 
ein- noch durch- oder gar an den kaiserlichen Hof ziehen zu lassen, sondern sie 
zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen. Auch mußte der Magistrat ohne Verzug 
berichten, wie es „in der Revier um Gmunden bezüglich der Jnfection gestaltet, 
ob und wo dieselbe eingerissen, was für Personen daran gestorben oder krank
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.