Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
getroffen war. Anläßlich jenes wichtigen Momentes wehte znm erstenmal vom 
Kirchthnrme herab wie an den ärarischen Gebäuden und vielen Privathäusern 
die deutsche Tricvlvre. Auf die Verlesung der Verfassuugsurkunde folgte ein feier¬ 
liches Hochamt in der Pfarrkirche, des Abends aber gab es Beleuchtung der 
Stadt und Festzug durch dieselbe unter Musikbegleitlmg uild Absingung des 
Kaiserliedes?") 
Als am 25. Mai 9 Uhr Abends Se. kaiserliche Hoheit Erzherzog Stephan, 
Palatin von Ungarn, ans der Dllrchreise nach Innsbruck in Gmunden eintraf 
und im „goldenen Schiff" übernachtete, stellte die Nationalgarde mit seiner 
Erlaubnis dort eine Ehrenwache auf und defilirte vor ihm des anderen Tages 
mit Fahne und Musik?^) Ende Mai begab sich die Nationalgarde mit dieser zur 
Fahnenweihe nach Wels, woselbst auch die Garden anderer Orte zu dein gleichen 
Zwecke versammelt waren. Bei dieser Festlichkeit zeichnete sich die Gmundener 
Gardecapelle vor allen übrigen durch ihre Leistlingen aus."") 
Am 14. Juni 1848 Nachmittags kamen mittels Eisenbahn etiva 40 Wiener 
Nationalgardisten lind einige Mitglieder der akademischen Legion nach Gmunden. 
Sie wurden auf dem Bahnhöfe von den Beainten und Bürgern, der National¬ 
garde uild Musik empfangen und in festlichem Zlige zur Stadt geleitet. Dort 
hielten der Student Haidinger aus Steyr und der Mediciner Ernst 
Krackowizer"") aus Wels, ein Hauptmann der akademischen Legion, vom 
Balköne des Rathhauses Ansprachen an die versammelte Menge, welche manche 
Aufklärung über die politische Lage enthielten und für die Bewegung in der 
Reichsharlptstadt, mit welch' letzterer „die ganze österreichische Freiheit stehen oder 
fallen müsse", Stimmung machten. Beide Redner ernteten allgemeinen Beifall. 
Hierauf wurden die Ankömmlinge in verschiedenen Gasthäusern bewirtet, zum 
Bauernhügel bei Pinsdorf geführt und ihnen z>l Ehren des Abends eine See¬ 
fahrt mittels Dampfschiffes unter Mitwirkung des Männergesangvereines und der 
Musikcapelle veranstaltet. Am folgenden Tage reisten diese Gäste wieder nach 
Linz ab?') 
Mittlerweile waren die Wahlen für den durch die Verfassungsurkunde vom 
25. April gewährleisteten constituirenden Reichstag in Wien ausgeschrieben und 
auch für diese die schon oben erwähnten Wahlbezirke und der indirecte Wahl¬ 
modus beibehalten, worden?") In Gmunden fand die Wahl am 23. Juni 1848 
statt und entsandten die überwiegend bäuerlichen Wahlmänner, welche de» Pfleger», 
Advocaten und Geistlichen nicht trauten,"") den Bauer Leopold Sonntag 
vulgo „Hansmair" zu Lindach in den Reichsrath?*) 
Im Uebrigen giengen dieselben Männer, welche wir schon oben als die 
eigentliche Seele der fortschrittlichen Bewegung in Gmunden kennen gelernt haben, 
im August 1848 daran, die Errungenschaften derselben auf Grund der vor- 
erwähnten Verfassungsurkunde, welche im § 22 allen Staatsbürgern das Recht 
der Vereinsbildung einräumte,"") durch engeren Aneinanderschluß- der Gesinnungs¬ 
genossen dauernd festzuhalten. Der zu diesem Zlvecke verlautbarte Aufruf ist für 
die damals herrschenden politischen Verhältnisse zu bezeichnend, als daß wir ihn 
unseren Lesern vorenthalten sollten. Er lautet wörtlich:
	        
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