Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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und erlebte manch' unfreiwilliges Abenteuer im Grünen. Nur einmal jagte sie 
ganz unbewußt dem Schloßherrn von Ebenzweher, Erzherzog Maximilian 
d' Este, und seinen Gästen'") einen ziemlichen Schrecken ein. Die Herrschaften 
saßen eben beim Diner, als das Herannahen der Nationalgarde avisirt wurde. 
In der Meinung, es handle sich um eine Ueberrumpelung und Gefangennahme 
durch die „verhaßten Demokraten", hob Erzherzog Max eiligst die Tafel ans 
und befahl der Dienerschaft, sich bewaffnet an Thore und Fenster zu Postiren. 
Der Schrecken legte sich erst, als die Garde mit klingendem Spiel ruhig und 
harmlos vorübergezogen uw."") 
Die Nationalgarde in Gmunden unterstand gleich allen anderen solchen 
Körperschaften in Oberösterreich dem Obercommando des Freiherrn von Grammont, 
des vom Kaiser hiezu ernannten Commandanten der Linzer Nationalgarde. 
Die nun folgenden Ereignisse zeigen, daß die Stadt Gmunden auch weiterhin 
von der Hochflut jener bewegten Zeit ausgiebig berührt worden ist. Aul 19. April 
1848 hatte das Ministerium bekanntgegeben, daß die Wahlen für die im Mai 
nach Frankfurt a. M. berufene deutsche constituirende Nationalversammlung aus 
sämmtlichen deutscheir Bundesländern Oesterreichs, u. zw. unabhängig von allen 
ständischen Vorrechten oder Censusbestimmungen ohne Verzug vorzunehmen seien."') 
Zu diesem Behufe war Oberösterreich in 14 Wahlbezirke getheilt, von denen der 
siebente mit dem Wahlorte Gmunden die Districtscommiffariate Gmunden, Ort, 
Ebensee, Ischl, Wildenstein, St. Wolfgang, Hochhaus (Vorchdorf) und Wimsbach 
init zusammen 46.726 Seelen umfaßte. Da die Wahl eine indirecte ivar und 
aus je 500 Seelen ein Wahlmann entfiel, so mußten im Ganzen 95 Wahlmänner, 
und daruicker von der Pfarre Gmunden, welche damals 5293 Seelen zählte, 
11 Wahlmänner gewählt werden. Diese Wahlmännerwahl erfolgte am 23., die 
Wahl des Deputirten durch die 95 Wahlmänner am 25. April. Als solcher gieng 
Franz Reindl, Pfleger zu Ort, und als dessen Ersatzmann der k. k. Bergrath 
Julius von Helms in Gmunden aus der Urne hervor."") 
Nach dem Beispiele der Reichshauptstadt, wo schon am 2. April 1848 
auf den: Stephansthurme eine schwarz-roth-goldene Fahne als politisches Wahr¬ 
zeichen einer deutschen Stadt gehißt worden war,"") wurde auch in Gmunden 
am 24. April, dem Geburtstage des Kaisers Ferdinand, nach dem Haupt¬ 
gottesdienste auf den: Rathhanse die deutsche Trikolore aufgesteckt. Dies geschah, 
„um die innige Anhänglichkeit der Gmundner Bürgerschaft an de>: Fortschritt der 
Zeit, an das alte deutsche Kaiserhaus und an das Wiedererstehen alter deutscher 
Kraft und Einheit offen an den Tag zu legen". Hiebei trug der Männer¬ 
gesangverein entsprechende Lieder vor, und Bürgermeister Gemböck hielt eine 
Rede an das zahlreich anwesende Volk und die znm erstenmale ausgerückte 
Nationalgarde."^) Von nun ab wurden Cocarden, Armbinden und sonstige Ab¬ 
zeichen in den deutschen Farben ganz allgemein und ausschließlich getragen."") 
Am 27. April erfolgte weiter vor den: Rathhause in Gegenwart einer 
großen Volksmenge und der Nationalgarde die feierliche Publication der Ver¬ 
fassungsurkunde, welche von Kaiser Ferdinand am 25. April 1848 erlassen,"") 
und bereits an: Abend des nächsten Tages mittels Estafette in Gmunden ein¬
	        
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