Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

236 
Allerlei Schicksale, 
Hauptmann (Johann von Dierzer, Mitbesitzer von Theresienthal imb Josef 
$ st i; ring er, Steyrer Bote), Ober- und Unterlieutenant imb einigen Tambours. 
Als ein Oberlieutenant fnngirte Franz Tisch, als Tambonr Franz Schäfter. 
Ihre geschäftlichen Obliegenheiten besorgte ein aus 11, später aus 17 Mitgliedern 
bestehender „Verwaltungsrath", dein außer dem Commando auch der „Rechnungs¬ 
führer" (Josef Haas, Kaufmann) angehörte. In seiner Verwaltung standen 
die Barmittel der Garde, der „Nationalgardefond", welcher verschiedenen Bedürf¬ 
nissen diente lind dnrch monatliche freiwillige Beiträge der Mitglieder in der 
Höhe von 10 —20 kr. C. M. genährt wurde.") Als Uniform bestimmte man: 
„Nationalblauer Waffenrock mit rothen Aufschlägen, grane Hose mit rothen, 
seitlichen Längsstreifen, schwarzer Czako mit ebeilsolchem Federbusch und gelber 
Rosette". Die Bewaffnung der Officiere bestand lediglich aus einem Säbel, die 
der Mannschaft aus einem Gewehr mit Bajonette unb Cartouche. Bis zur Fertig¬ 
stellung der Uniformen trugen die Leute tveiße Armbinden mit den Buchstaben 
„N. G.“, was ihnen von Seite der Landbevölkerung den Spottnamen „Notige 
Gmnndner" eintrug. Aber auch später kam es, die Czakvs ausgenommen, niemals 
vollständig zu einer einheitlichen Equipirung, obwohl man vielen Mitgliedern zu 
diesem Zwecke aus der Stadtcassa Vorschüsse gelvährte, und unter der Bewohner- 
schaft „zur Uniformierung unbemittelter Herren Garden" eine Geldsammlung 
einleitete, die nahezu 600 fl. ergab und an welcher sich die Direction der k. k. 
privilegirten I. Eisenbahngesellschaft in Wien mit 100 fl., der Stadtpfarrer 
A. Leuthner mit 50 fl. C. M. betheiligtc-") Wie mit den Uniformen, so gieng 
es auch mit der Bewaffnung. Nach dem Zeugnisse des Commandanten selbst 
war der größte Theil gar nicht, und nur etwa 60 bis 70 mit eigenen Jagd- 
und Scheibenstutzen versehen. Erst im Laufe des Sommers wurden von den 
Büchsenmachern Hoher in Gmunden und Fe nt in Steyr zusammen 78 Gewehre 
beschafft, wozu der Stadtmagistrat 1300 fl., die oberösterreichischen Landstände 
aus dem zur Bewaffnung der Nationalgarden Oberösterreichs bestimmten Fonde 
277 fl. 18 kr. C. M. beisteuerten. Vollständig equipirt und bewaffnet waren sohin 
höchstens 150 Mann. Dazu kam noch eine eigene uniformirte Musikcapelle 
(18 Mann), die sich durch rothe Federbüsche (gleich den Tambours) und silberne 
Litzen von der übrigen Mannschaft unterschieden, und deren jeder ein „deutsches 
Schwert" au der Seite trug. Auch die Fahne darf nicht unerwähnt bleiben, um 
welche sich dieses Corps scharte. Sie war eine Widmung des Magistrats, zeigte 
auf der einen Seite den kaiserlichen Adler, ans der anderen das Stadtwappen 
von Gmunden, und war einem eigenen Fähnrich (Johann Tagwerker) 
anvertraut.") 
Mit den Exercierübungen ") wurde gleich nach Begründung der Garde 
begonnen. Sie fanden sowohl im Freien als auch in dem weitläufigen ärarischen 
Salzkeller statt. Als Schießplatz diente die Schießstätte am Kogel, woselbst des 
Oesteren auch zweckdienliche Bestschießen abgehalten wurden. Auch veranstaltete 
man häufig Uebungsmärsche in die Umgebung, wobei sich die Mannschaft auf 
besondere Alarmzeichen an bestimmten Sammelplätzen rangirte.") Bei diesen 
Ausflügen kam die Garde hie und da mit dem biederen Landvolke in Conflict
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.