Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksals. 
welches General St. Germain befehligte. Es blieb bis zum 14. December 
hier, während welcher Zeit Oberst Cirnier als Platzcommandant fungirte, und 
wurde an dem genannten Tage von dem 5. Kürassier-Regiment unter General 
Pitu abgelöst. Hiezu kam noch am 19. December das 6. Kürassier-Regiment 
unter General Daboicy, welches größtentheils in Traundorf und dessen Um¬ 
gebung, der Stab aber im Schlosse zu Mühlwang einquartiert war. Während 
der Anwesenheit der beiden Kürassier - Regimenter marschirten am >7. und 18. De¬ 
cember ein französisches Carabineur-Regiment unter General Lagrange mit 
dem ganzen Stabe, dann in der Zeit vom 28. bis 30. December die Kürassier- 
Regimenter Nr. 7 und 8, welche aus der Steiermark nach Ischl gekommen und 
dort eine Zeit lang im Quartier gelegen waren, durch Gmunden. Auch befand 
sich hier ein französisches Militärspital, in welchem sich besonders die beiden 
Chirurgen Fenderl und Vogelfänger fleißig verwenden ließen. 
Auch diesmal sah sich der Magistrat genöthigt, nach Erschöpfung der 
städtischen Mittel zur Befriedigung der durch die feindliche Invasion erhobenen 
Ansprüche von verschiedenen Personen Darlehen in der Gesammthöhe von 60.770 fl. 
C. M. aufzunehmen. Für dieselben wurden wiederum „städtische Aerarial - Obli¬ 
gationen" zu demselben Zinsfüße wie 1805 ausgestellt?") 
Die französischen Kürassier-Regimenter Nr. 5 und 6 zogen am 4. Jänner 
1810 von Gmunden ab, womit nach einem Zeitraume von 247 Tagen die dritte 
und letzte feindliche Invasion während der Franzosenzeit vorübergegangen war?") 
Auch jetzt bedachte der Magistrat verschiedene Personen, welche in dieser 
schweren Zeit dem Gemeinwesen hervorragende Dienste geleistet hatten, mit Geld¬ 
belohnungen von ähnlicher Höhe wie 1806?1) Der Besitzer des Freisitzes Mühl¬ 
leiten aber, Franz Paul Scherer, erhielt vom Kaiser 1810 „für seine» in 
den Kriegsjahren 1805 und 1809 so rühmlich bewiesenen Patriotismus die mittlere 
goldene Civil - Verdienstmedaille mit Oerl und Band" nebst einein Belobnngs- 
decrete zuerkannt?") 
Der langen Dauer der feindlichen Anwesenheit entsprachen auch die Kosten 
derselben, welche sich Summa Summarum auf 138.898 sl. C. M. beliefe». 
Der weitaus größte Theil derselben, 110.178 fl. 37 kr., war vom Magistrate in 
Gmunden als Leiter des Districtscommissariates ausgegeben worden. Davon 
erscheinen als bemerkenswerteste Posten: Ein Douceur von 600 fl. für den General 
St. Germain „und seine Doniestiquen", ein solches von 1800 fl. für den Platz¬ 
commandanten Oberst Cirnier, von 100 sl. für den Major Spegg. Des 
Weiteren kosteten: Kaufmannswaaren 12.384 fl. 30 kr., Speisen imt> Getränke 
der Generäle und anderen Osficiere, der Wachen und Ordonnanzen 30.783 fl. 06 kr., 
Spitalbedürsnisse 3759 fl. 51 kr., Professionistenarbeitcn, Fahrlöhnuugen, Sicherheits¬ 
dienst, dann verschiedene Mengen Getränke, Brot, Bäckerlohn, Schlachtthiere rc. 
26.189 fl., endlich Korn, Gerste, Hafer, Heu und Stroh 34.562 fl. 06 % kr. 
Der restliche Theil der Jnvasionskosten im Betrage von 28.720 fl. war der 
Schaden, welcher der Bewohnerschaft seitens der Franzosen durch Wegnahme von 
allerlei Victualien und Fourage zugefügt worden ist. Während dieser Schaden 
niemals vergütet wurde, fanden die übrigen Auslagen (110.178 fl. 37 kr.) gemeinsam
	        
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