Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
Bürgermeisters und der Gemeinderichter durch das Los ausgewählt, doch war die 
Stellvertretung ebenso wie der freilvillige Beitritt gestattet. Die Landwehrleute 
tvaren in einer Compagnie von 75 Mann vereinigt, die alls zwei Zügen bestand 
und zum Landwehrbataillon Nr. 1 in: Trannkreise gehörte, welches 600 Mann 
zählte. Als Compagnie-Commandant fungirte ein Oberlieutenant (Magistrats¬ 
kanzellist Schönpichler), dem ein Unterlientenant (Salinenoberamts-Accessist 
Johann Pfeiffer) als „Bataillons-Adjutant" beigegeben war. Im klebrigen 
zählte die Compagnie 2 Feldwebel, 2 Tambours, 6 Cvrpvrüle, 3 Gefreite, 
l4 Schützen und 48 gemeine Landwehrmünncr. Waffen und Uniform stellte die 
Negierung bei, die Kosten derselben aber, welche sich hier ans 1275 fl. C. Bl. 
(per Mann 17 fl.) beliefen, wurden durch freiwillige Beiträge der Districtsholden 
(898 fl. 40 kr.), der Stadtcassa (200 fl.) und des Bürgerspitals (176 fl. 20 kr.) 
aufgebracht. Regelmäßige Waffenübungen, die alle Sonn- und Feiertage statt¬ 
fanden, machten die Landwehrleute mit ihrer Aufgabe vertraut.8^) Im klebrigen 
herrschte in der Vorahnung entscheidender Ereignisse auch in Gmunden eine große 
Begeisterung. Als Ausdruck derselben mag die Thatsache gelten, daß sich zum 
Landwehrdienste nicht weniger als 44 Männer, sohin fast zwei Drittel der er¬ 
forderlichen Anzahl freiwillig meldeten, und daß weiterhin der Cooperator an der 
Stadtpfarrkirche, Georg Fischer, ein patriotisch gesinnter Mann, ans.eigenen 
Mitteln eine Jugendwehr ausrüstete. Diese Truppe bestand aus 126 jungen 
Burschen im Alter von 15 — 20 Jahren, war vollständig equipirt und wurde von 
ihrem Begründer und Anführer fleißig im. Waffendienste geübt. Vermöge ihrer 
trefflichen Schulung konnte sich die jugendkräftige Schar „vor jeden: Hochgestelltei: 
sehen lassen", und in der That wurde dem Cooperator Fischer für diese Be¬ 
lebung der Vaterlandsliebe von Kaiser Franz I. das allerhöchste Wohlgefallen 
mittels Decretes zu erkenne«: gegeben.84) 
Der Krieg gegen Napoleon I., welchem außer anderen Bundesgenossen 
die Truppen des von ihm protegirten Rheinbundes, ::. zw. vorwiegend Württem- 
berger lind Baien: zur Verfügung standen, begann in: Frühlinge 1809. Die 
österreichische Hauptmacht, ivelche an: 10. April unter dem Oberbefehle des Erz¬ 
herzogs Karl in Baiern eingerückt war, erramg zwar anfänglich einige nicht 
unbedeutende Erfolge, wurde aber in bei: mörderischen Treffen bei Abensberg, 
Eckmühl und Regensburg mit großen Verlusten geschlagen und von dei: Franzosen 
verfolgt zum Rückzüge genöthigt. Zu Anfang Mai standen diese bereits in Ober- 
österreich.8"') Vor Gmunden erschien an: 3. Mai ein Theil ihres rechten Flügels, 
das königlich bairische Chevauxlegers-Regiment unter General Graf Preysing, 
und besetzte die Stadt ohne Widerstand. Es gehörte zu dem bairischen Armee¬ 
corps, ivelches Fürst Wrede befehligte. Dieser traf am 6. Mai persönlich in 
Gmunden ein, und ließ in: Aufträge Napoleon's die Weisung an das Salz- 
oberamt ergehen, daß nicht nur seine, sondern auch die Beamten der Pflegämter 
uild Districtscommissariate binnen drei Tagen ihrem neuen Herrn einen schriftlichen 
Eid leiste:: müssen, widrigenfalls ein Jeder, der sich dessen weigern würde, unter 
Verlust seiner Bezüge von: Dienste sofort snspendirt werde. Dieses Ansinnen 
begegnete unter dem Drucke der feindlichen Gewalt begreiflicherweise feinen
	        
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