Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale, 
Das Kapuziuerkloster war mit 50 Musketieren und einem Officier bedacht, die 
in der Novizeuschule untergebracht und auf Küsten der Stadt verpflegt wurden."") 
Im Stadtpsarrhofe befanden sich 60 Soldaten und zwei Feldpatres mit vier 
Pferden; sie erhielten vom Stadtpfarrer die ganze Verpflegung (544 Mund- und 
32 Pserdportionen).") Z>l diesen Truppengattungen kam noch ein Theil des 
Regiments cts Vette, welches am 6. und 7. Jänner in der Stadt und Um¬ 
gebung campirte. Am 8. Jänner marschirten in Gmunden das „Warasdin'sche 
Regiment" und die „Karlstädter Mannschaft" in der Gesammtstärke von 
3000 Manu unter Führung des General Mvltke nach Vöcklabruck durch. Diese 
croatische Mannschaft war über Aussee durch das Salzkammergut gezogen, hatte dieses 
vom Feinde gesäubert und in Ischl, welches der Commandant Marchese Gravisi 
noch rechtzeitig sammt seinen Truppen durch das Weißenbachthal verlassen hatte, 
„vier bairische Stuckh" (Kanonen) erbeutet, die dort zurückgeblieben waren. Am 
10. Jänner verließ Bärnklau mit dem Regiment Graf Wurm brand in der 
Richtung gegen Baiern die Stadt Gmunden, tvährend die Regimenter Gjulai und 
Königs egg, sowie gegen 80 Kranke und Marode daselbst verblieben. Seine und 
seiner Adjutanten Anwesenheit kostete die Stadtcassa 164 fl. Rh., zwei Eimer Wein 
im Werte von 28 fl. und 148 Pserdportionen. Auch die Verpflegung der kranken 
Soldateil leistete die Stadtcassa gegen spätere Vergütung durch die Landstäude. 
Die Kosten derselben beliefen sich, da per Mann und Tag 8 kr. bezahlt wurden, 
und die letzten derselben bis 15. Mürz hier verweilten. Alles in Allem auf 
742 fl. 13 kr. Das Infanterie-Regiment Graf Königsegg marschirte am 27. Fe¬ 
bruar, das Regünent Graf Gjulai ain 21. März bis auf eine kleine Abtheilung, 
welche die Stadt erst im April verließ, von Gmunden ab. Da sich bei jedem 
derselben auch eine Abtheilung Cavallerie befunden hatte, so war von ihnen das 
städtische Fouragemagazin mit insgesammt 11.025 Pserdportionen und 1300 Schaub 
Stroh in Anspruch genommen lvorden. Die Anzahl der an diese Truppen ab¬ 
gegebenen Mundpvrtionen ist nicht bekannt, doch wissen wir, daß eine jede derselben 
mit 3 kr. Rh. angesetzt war. Zu diesen gewiß ganz außerordentlichen Leistungen 
der Stadtcassa an Geld und Fourage kamen noch die Lasten, welche der Bürgerschaft 
aus dieser Einquartierung erwuchsen, und welche dieselbe auf 6863 fl. 42 kr. 2 
bezifferte?") 
Diese Opfer waren indessen glücklicherweise nicht umsonst gebracht worden. 
Schon gegen Ende Jänner 1742 ivar das Land ob der Ens gänzlich vom Feinde 
befreit und zu Anfang März hatten die österreichischen Truppen bereits ganz 
Baiern bis an die Donau in ihre Gewalt gebracht/") Run gieng man seitens 
des Wiener Hofes auch daran, wegen der Uebergabe des Salzkammergutes, über 
welche Maria Theresia aufs Höchste erzürnt war, ein strenges Gericht ein¬ 
zuleiten. Was diesbezüglich mit dein Grafen Josef Anton von Seean 
geschah, lvelcher doch hiebei ganz besonders thätig mitgewirkt hatte, ist nicht bekannt, 
und es hat den Anschein, daß er durch irgend einen Umstand der Strafe ent¬ 
gangen ist. Für sein verrätherisches Gebühren mußte dagegen sein Vetter, der 
landesfürstliche Salzamtmann Ferdinand Friedrich Graf von Seeau 
büßen. Unter dem Verdachte, „als hätte er heimlich mit dem Feindt gehalten",
	        
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