Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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Glanz eine „Uebergabsacte" aus, worauf sich Barou Bergheim am 21. Sep¬ 
tember zur Fortsetzung feiner Aufgabe nach den übrigen Orten des Kammergutes 
begab. Dieses wurde hierauf, nachdem die Invaliden an: 25. September nach 
Aussee abmarschirt waren, von den in Gmunden befiildlicheir bairischen Truppen 
unter Marchese G r a v i s i besetzt?) Gleichzeitig zogen die Franzosen unter 
Moulion ab, und wurden durch eine Abtheilung bairischer Musketiere des 
Regiments „General Minucci" ersetzt, welche fortan die Besatzung der Stadt 
bildeten?) 
Für die Verpflegung dieser Mannschaften sorgte das eigens errichtete 
„städtische Fouragemagazin", welches unter der Leitung zweier Bürger stand, 
während die Einquartierung der Truppen dem städtischen „Quartieramt" oblag, 
welchem als „Stadtquartiermeister" der Bürger Lorenz Pösch vorstand?) 
Bon den ans der Anwesenheit des Feindes erwachsenden Geldauslagen trafen die 
Stadtcassa allein, ohne Bürgerschaft, 1166 fl. 32 kr. Rh?°) Hiezu kamen, als 
die Baiern im November 1741 anfiengen, die Grenze gegen Niederösterreich durch 
Schanzbauten zil befestigen,1') noch weitere Lasten, indem auch die Stadt Gmunden 
eine entsprechende Anzahl von Arbeitern (von 20 Feuerstätten einen Mann) bei¬ 
stellen und mit den nöthigen Werkzeugen ausrüsten mußte.") Zu dieser „kur¬ 
bairischen Schanzarbeit" stellte auch der Stadtpfarrhof auf Rechnung seiner 
Unterthanen vom 18. November bis Ende December zwei Taglöhner, die ein 
jeder täglich 15 kr. erhielten.") Endlich mußte die Stadt Gmunden eine nicht un¬ 
wesentliche Verkehrsstörung über sich ergehen lassen. Der französische General 
Segur, welcher von Kurfürst Karl Albrecht Ende October über die im 
Lande befindliche Armee den Oberbefehl erhalten hatte, verfügte nämlich am 
5. November, daß zur besseren Vertheidigung der Städte die entbehrlichen Thore 
und sonstigen Ausgänge vermauert werden sollten, und so wurde auch in Gmunden 
das „Neuthor" am Ninnholzplatze in dieser Weise außer Verkehr gesetzt.") 
Als Ende December 1741 die Armee der angestammten Herrscherin von 
Niederösterreich her siegreich vordrang, zog General Minucci, welcher damals 
in Steyr befehligte, seine ganze Mannschaft dort zusammen,") und so wurde 
auch die Stadt Gmunden spätestens am 31. December von der feindlichen Besatzung 
verlassen.") Deren Anwesenheit hatte Alles in Allem 110 Tage gedauert, und 
so lange war auch Gmunden eine „kurfürstliche" Stadt gewesen. 
Wenige Tage später, am 2. Jänner 1742, erschienen als Vorläufer der 
Truppen Maria Theresias fünf Husaren in Gmunden.") Dieser Recoguos- 
cirungs-Patrouille folgte noch am nämlichen Tage der General-Feldwachtmeister 
Johann Leopold Bärnklau, Freiherr zu Schönreith, an der Spitze 
der drei Infanterie - Regimenter Gras G j u l a i, Graf I u n g - K ö n i g s e g g (früher 
Livingstein) und Graf Wurmbrand.") Der Commandirende mit seiner Suite 
nahm beim Stadtrichter Johann Georg Grueber (Kammerhofgasse 7) 
Quartier, die übrigen Truppen wurden theils in, theils außerhalb der Stadt, 
so gut es gieng untergebracht. Es war dies eine sehr starke Einquartierung, 
an der jeder einzelne Bürger genug hatte. Im Rathhause lagen 59 Mann, im 
Kuefhaus fünf Compagnien (mindestens 200 Mann), im Wachthaus 29 Mann.")
	        
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